Der heutige Tag beginnt früh. Als wir den Kopf aus dem Zelt strecken, scheinen die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume. Alles ist noch ganz nass vom Tau der Nacht. Wir machen uns ein Frühstück, und weil das Zelt noch überhaupt nicht getrocknet ist, lassen wir es einfach stehen. Wir wollen nämlich keine Zeit verschwenden und direkt zu interessanten Felsformationen in der Nähe fahren. Wie sich herausstellt, hätten wir Kletterausrüstung mitbringen sollen. Die Felsblöcke sind zwar auch einfach so sehenswert, aber eigentlich könnten wir hier auch richtig viel Spass haben. So lassen wir es bei einem kurzen Spaziergang sein und fahren danach zu unserem eigentlichen Ziel dieses Morgens.

Das Wasser ist eisig kalt. Beim ersten Schritt in den Bach sind wir versucht gleich wieder umzudrehen, zurück ins Tageslicht. Denn vor uns herrscht Schwärze. Trotzdem gehen wir weiter hinein in die Höhle, immer begleitet vom Gurgeln und Rauschen des Wassers, welcher hier drinnen mal gemächlich dahinfliesst, mal als kleine Wasserfälle über die Steine rauscht. Der Bach hat sich hier unter der Erde einen tiefen Spalt in den weichen Kalkstein gefressen und so ist es für uns nie ein Problem aufrecht zu stehen. An den meisten Orten sind die beeindruckend geformten Felswände sogar mehr als 20 m hoch. Immer wieder müssen wir Wasserfälle hochklettern. Die Höhle ist nur gut 200 m lang und trotzdem dauert es fast eine Stunde, bis wir das Sonnenlicht am anderen Ende wieder sehen. Wow, das hat jetzt aber Spass gemacht. Wir waren schon bei unserem letzten Besuch vor elf Jahren hier und schon damals ist uns dieses Abenteuer ganz besonders in Erinnerung geblieben.

Als Nächstes müssen wir jetzt wohl unser Zelt noch abbauen gehen und etwas Essen. Danach geht die Fahrt für uns weiter in Richtung Arthurs Pass. Die karge Graslandschaft weicht dabei immer öfter dem saftigen Grün des neuseeländischen Waldes und wieder einmal breitet sich vor uns eines dieser weiten flachen Täler aus, in welchem sich ein Fluss seinen Weg schlängelt. Wenig später erreichen wir das kleine Dorf “Arthurs Pass” wo wir eine kurze Wanderung zu einem Wasserfall machen wollen. Kurz nach der Dorfeinfahrt biegen wir rechts auf den Parkplatz ab und… Schock! Das stehen ja Hunderte von Autos. Nach den verlassenen Gegenden der letzten Tage sind wir schon sehr überrascht. Nach langem Suchen finden wir dann doch noch einen Parkplatz und machen uns, zusammen mit hunderten anderen Touristen auf den Weg zum “Devils Punchbowl”, einem 131 m hohen Wasserfall. Dabei staunen wir vor allem wieder einmal über den wunderschönen Wald, welcher uns, mit seinem grünen Moos und den knorrigen Bäumen, in eine Märchenwelt abtauchen lässt.

Da wir noch bis an die Westküste kommen wollen, müssen wir aber bald weiter und so fahren wir bald durch eine tiefe Schlucht hinunter Richtung Meer. Immer wieder machen wir einen kurzen Stopp, geniessen die Aussicht, schnappen frische Luft und fahren danach wieder einige Kilometer weiter, bevor wir den nächsten Aussichtspunkt finden. Eine ganz witzige Erfahrung ist, als wir bei einem Hotel und Restaurant anhalten, um einen Kaffee zu trinken. Schon rund ums Haus stehen Unmengen von Sammlergegenständen. So begrüsst uns auf dem Parkplatz ein Zauberer und ein Drachenkopf sowie ein altes Auto unter einem extra dafür gebauten Dach. So richtig absurd wird es aber erst im Inneren. Noch nie haben wir so viele skurrile Dinge in einem Raum gesehen. Vom ersten Unterseekabel zwischen Neuseeland und Australien über eine Vielzahl ausgestopfter Tiere bis zu einem 3D Fotobetrachtungsgerät ist alles vorhanden.

Einer der letzten dieser Stopps bringt uns ganz unverhofft zu einer alten Kohlemine. Die alten Gebäude, Brücken und Minenwagen sind alle schön präsentiert und lassen uns in eine Zeit eintauchen, in welcher hier bei schlechtesten Bedingungen, Mineure Kohle gewonnen haben. Es erinnert auch an das grösste Arbeitsunglück in der Geschichte Neuseelands. Im Jahr 1896 mussten hier wegen einer Explosion in den Untergasminen hier 65 Minenarbeiter ihr Leben lassen. Die Mine wurde danach noch bis in die 1940er Jahre betrieben und mit einer eigenen Eisenbahnbrücke erweitert, welche den Transport der abgebauten Kohle stark vereinfacht hat. Wir spazieren entlang von Schmelzöfen, alten Eisenbahngleisen und über eben jene alte Hängebrücke, welche heute nur noch als Fussgängerbrücke dient.

Nachdem wir auf einem einfachen Campingplatz unser Zelt aufgeschlagen und zu Abend gegessen haben, sitzen wir noch einmal in unser Auto und fahren zum Sonnenuntergang zu der wichtigsten Sehenswürdigkeit an der Westküste: den Pancake Rocks.

Die Felsen dort sehen aus wie hoch aufgetürmte Pfannkuchen. Um 9 Uhr abends sind zum Glück auch die Touristenmassen bereits gegangen. Im Dunst, der unermüdlich auf die Küste treffenden Wellen, lassen wir uns vom Abendrot bezaubern, bis es fast komplett dunkel ist und wir müde vom aufregenden Tag zurück zu unserem Zelt fahren.


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