Im Gegensatz zu Europa ist der hohe Norden von Neuseeland, auch dessen wärmste Region. Vor allem ist es dort aber traumhaft schön. Aus den Buchten, an welchen wir bei schönem ablandigem Wind und ohne Welle entlang segeln, leuchten uns makellose Sandstrände entgegen. Immer wieder verlockt es uns anzuhalten und ins kalte Wasser zu springen. Leider sind viele dieser Strände so flach, dass wir weit draussen im Meer ankern müssten, wo wir überhaupt nicht geschützt wären. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als den guten Wind zu nutzen und weiter zu segeln.
Etwas weiter südlich hat es dafür umso mehr Möglichkeiten zum Ankern. Obwohl die Strände in den ersten beiden Ankerplätzen nicht mehr ganz so hübsch sind wie weiter nördlich, ist die Umgebung trotzdem nicht weniger schön. Schmale Strände wechseln sich mit Felsen ab und überall stehen die knorrigen Bäume und grossen Farne, welche für die neuseeländischen Wälder so typisch sind. Mit dem SUP erkunden wir die Mangrovenflüsse und mit unseren Taucherbrillen und Schnorchel entdecken wir die neuartige Unterwasserwelt. Im Gegensatz zu den Tropen ist diese hier von Seegräsern anstatt von Korallen geprägt. Majestätisch wiegen die langen Algen mit den Wellen vor und zurück. Erstaunlicherweise erkennen wir aber viele der Fische wieder. In leicht anderen Farben, aber doch unverkenntlich derselben Art zugehörig, tümmeln sie sich in einer Vielzahl in den Unterwasserwäldern und den Spalten zwischen den Felsen. Der andere grosse Unterschied ist die Wassertemperatur. Brrr… Wir nehmen unsere langen Neoprenanzüge aus der untersten Schublade, Bigna und Stephan meinen jedoch, sie würden auch nur in den Badehosen klarkommen. So staunen wir nicht schlecht, dass die beiden eine gefühlte Ewigkeit unterwegs sind. Die beiden scheinen härter im Nehmen zu sein als wir, wenn es um kaltes Wasser geht. Drei Stunden später sitzen die beiden aber noch immer frierend und dick eingepackt im Schiff. Vermutlich sind sie sogar härter im Nehmen, als es gut wäre.
Die nächsten Tage hangeln wir uns so von Ankerplatz zu Ankerplatz und werden jedes Mal aufs neue begeistert. In einer Bucht mit perfektem Sandstrand laden uns schöne Wellen zum Surfen mit unseren SUPs ein. Wir liegen am Strand, sammeln neuartige Muscheln und Steine und machen kurze Spaziergänge und lange Paddeltouren, um die Umgebung zu erkunden. Dabei entdecken wir neue Pflanzen, spannende Felsformationen und von den Wellen geformte Höhlen. Kurz gesagt, es gibt hier immer etwas zu entdecken.
Ein wahres Highlight ist der Besuch in einer grossen und verzweigen Bucht, in welcher wir auch idealerweise ein Fenster mit stärkerem Wind abwettern können. Schon bei der Einfahrt fällt uns sofort auf, wie stark sich die Art der Felsen hier verändert hat. Das ist schwer zu beschreiben, also schaut ihr euch am besten einfach die Bilder an. Eine ganz spezielle Felsformation wird Dukes Nose genannt. Der Grund dafür wird uns sofort klar, als wir daran vorbeisegeln. Auf diese Nase führt zum Glück auch ein Weg und so turnen wir schon wenig später auf diesem Duke seiner Nase herum. Von der Nase sieht man hier oben, ausser mit der Drohne, nicht mehr viel. Dafür ist die Aussicht auf die umliegenden Hügel umso besser.
Der interessanteste Part unserer kleinen Wanderung folgt jedoch erst, als wir von der hübschen Nase wieder heruntergestiegen sind. Auf unseren Karten ist ein Wasserfall eingezeichnet. Obwohl uns die Wasserfälle in Neuseeland bis jetzt eher enttäuscht haben, ist es doch wenigstens ein Ziel, zu dem man hingehen kann. Zumindest theoretisch. Wir machen uns auf dem gut ausgebauten Weg auf in Richtung des Baches, welcher eben diesen Wasserfall hinunterstürzt. Dieser ist auch einfach zu finden und dort wo er unseren Weg kreuzt, biegt auch tatsächlich ein anderer Weg seitlich ab. Immer steiler führt dieser den Hang hoch. Zwischenzeitlich ist er kaum zu sehen, dann wieder ist der Weg ganz einfach zu finden. Irgendwo biegt er links ab und führt nun entlang des Hügels. Eigentlich wäre der Bach aber rechts von uns. Nach einigen Schritten drehen wir um. Irgendwie führt dieser Weg nicht zum Wasserfall. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns, statt alles zurückzugehen, uns durch das dicke Unterholz zu schlagen. Bald schon können wir den Wasserfall durch die Baumkronen aufblitzen sehen. Nach einigem Fluchen, vielen kleinen Kratzern und dem Beseitigen von 100 Spinnennetzen kommen wir auf eine Lichtung im dichten Wald und… Wow! Damit haben wir nicht gerechnet. Der Wasserfall ist, mit der Sonne, welche die Tropfen zum Leuchten bringt, wunderschön. Das Durchkämpfen hat sich zumindest gelohnt.
Für den Rückweg entschliessen wir uns für das Bachbett. Was am Anfang noch richtig einfach aussieht, entpuppt sich rasch als viel schwieriger als der Hinweg. Immer wieder fliesst der Bach durch enge Schluchten oder über meterhohe Felsen, welche wir teilweise umgehen können, teilweise aber auch herunterklettern müssen. Versteht uns jetzt nicht falsch, Spass macht uns das natürlich schon! Am Ende sind es genau diese Dinge, welche einen solchen Ausflug unvergesslich machen. Etwas froh sind wir aber dann doch, als wir vor uns endlich wieder den Weg sehen.
Die nächste Bucht in der wir Ankern ist Bigna gewidmet. Sie hat sich durch unsere Guides gewälzt, hat Seekarten studiert und sonst noch irgendwo recherchiert. Als Resultat hat sie uns diesen Ankerplatz vorgeschlagen. Und tatsächlich ist die Bucht wieder einmal wunderschön. Links von uns ragen dünne Felsnadeln und kleine Inseln, welche das Land verlängern, aus dem Wasser und bieten uns idealen Schutz vor den Wellen. Vor uns ist ein schöner Strand und ein kleiner Wald. Wir sind die einzigen hier und so ankern wir mitten in der Bucht. Zumindest versuchen wir es. Der Anker rutscht jedoch fast ungebremst über den Grund. Halb so wild, vermutlich ist der Ankergrund etwas weiter Richtung Strand besser. Falsch gedacht. Weiter hin zu den Felsen? Nein! Nach dem vierten Versuch geben wir auf. Der Anker hält hier zumindest bei schwachem Wind etwas und laut den Prognosen sollte es eigentlich Windstill bleiben. Ich muss jetzt Bigna etwas in Schutz nehmen, unsere Guides sprechen nämlich von gutem Ankergrund. Wo die Autoren des Guides diesen gefunden haben, bleibt uns aber ein Rätsel.
Das Highlight dieses Ankerplatzes ist, neben einem Ausflug um die Felsen vor allem die Unterwasserwelt. Durch die spannende Geologie ergibt sich auch unter der Wasseroberfläche ein interessantes Bild mit engen Spalten, grossen Felsblöcken und kleinen Höhlen. Und dank des klaren Wassers ist das Schnorcheln hier wirklich einmal mehr das Frieren wert. Bigna uns Stephan haben sich mittlerweile unsere dünnen Neoprens ausgeliehen, welche wir in den Tropen viel benutzt haben und gehen auch nicht mehr ganz so lange ins Wasser.
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