Es ist Zeit für ein Zvieri. Ein Griff in unsere Früchtekörbe… Leer. Mist! Was gibt es denn zum Abendessen? Ein kurzer Blick auf unser Gemüsenetz sagt: heute wird gehungert. Kein Problem wir haben ja noch Konservendosen! Also machen wir die Eckbank auf: tatsächlich stehen hier, wo es früher immer Randvoll war, noch 4 einsame Dosen herum. Pelati also! Vielleicht ein Risotto? Risottoreis hat es zwar auch nicht mehr genug, aber wir haben ja noch einen kleinen Rest Langkornreis zum Ergänzen. Eigentlich sind wir ja froh gehen uns langsam die Vorräte aus, wir sind ja nicht mehr allzu lange auf dem Schiff. Trotzdem ist es jetzt höchste Zeit für einen Einkauf. Der nächste brauchbare Lebensmittelladen ist in Paihia in der Bay of Islands. Wie es der Zufall so will, ist Leonies Mutter Gloria genau heute auch dort. Zugegeben, Gloria ist natürlich nicht ganz zufällig in Neuseeland, sondern will uns in drei Wochen besuchen kommen. Dass sie jedoch mit ihrer Reisegruppe genau heute in Paihia Halt macht, ist wirklich Zufall.
Wir treffen Gloria am Steg auf uns wartend. Nach so einer langen Zeit ist das natürlich ein schönes Wiedersehen! Danach machen wir uns an die Arbeit: Wäsche waschen, einkaufen und natürlich ein Gelati essen. Das wahre Highlight des Tages ist aber vermutlich die Dusche in Glorias Hotelzimmer. Oder doch das Abendessen? Gloria lädt uns zu einem leckeren Essen beim Inder ein, welches uns doch tatsächlich mit dem Roboter serviert wird.
Am nächsten Morgen geht es für uns wieder hinaus in die Wildnis, schliesslich sind unsere Lebensmittelvorräte ja jetzt wieder aufgestockt. Nach nur 7 Seemeilen fällt unser Anker in einer sandigen Bucht auf einer kleinen Insel genau dort, wo wir vor mehr als vier Monaten schon einmal geankert haben. Ja, wir haben es geschafft! Jetzt sind wir endgültig um die ganze neuseeländische Nordinsel gesegelt. 1800 Seemeilen, fünf Kitesessions, 7 gefangene Fische, 145 Delfin- und drei Robbensichtungen, viermal Ohrenschmerzen wegen den Grillen und rund 1800 Fotos! Ach ja und 17 Blogeinträge durftet ihr in dieser Zeit lesen. Doch jetzt zurück in die Gegenwart. Das Spezielle an der Insel ist nämlich ein Gezeitenbecken, in welchem wir schnorcheln können. Naja, diesmal hat sich der Gang ins kalte Wasser nicht gelohnt. Darum machen wir wenigstens noch einen Spaziergang auf den kleinen Hügel mit guter Aussicht über die Bay of Islands. Weil gegen Abend der Wind dreht, müssen wir noch weiter fahren und entdecken für die Nacht eine gut geschützte und einsame Bucht. Perfekt für einen erholsamen Schlaf. Wieso die Bucht so einsam ist, erfahren wir am nächsten Morgen, als ein Motorboot auf uns zukommt. Ein freundlicher Herr erklärt uns dann, dass wir hier aufgrund einer Invasiven Seegrasspezies aktuell Ankerverbot herrscht. Wir bekommen eine Mappe mit Informationen und einer Karte. Ein zweites Mal lässt er uns die Unwissenheit nicht mehr durchgehen. Sofort verlassen wir also den Ankerplatz und fahren eine Ecke weiter.
Heute steht ein Spaziergang auf zum Leuchtturm auf dem Cape Brett auf dem Programm. Eine lange und felsige Landzunge erstreckt sich als südliche Begrenzung der Bay of Islands weit hinaus ins Meer bis zu ebenjenem Cape Brett mit seinen zwei vorgelagerten Inseln, welche vor allem für ihr “Hole in the Rock”, also einem Loch im Fels, bekannt sind. Die Wanderung geht hinauf und hinunter, dann wieder hinauf und wieder hinunter. Wir gehen durch trockenen Manukawald, über saftige Wiesen und entlang von hohen Felsklippen an die irgendwo 100 Meter unter uns die Wellen tosend daran klatschen. Ganz vorne am Kap steht ein kleiner Leuchtturm, welcher uns zu einer Pause und einem Mittagessen einlädt.
Währenddessen hat sich eine schöne Nordbrise aufgebaut, welche uns mit gut 20 Knoten ins Gesicht bläst. Sobald wir zurück beim Schiff sind, setzen wir also Segel und gehen und das Kap noch von der Seeseite her anschauen. Mit unserem Mast schaffen wir es leider nicht durch das Loch im Fels hindurch aber wir Segeln mit viel Schwung um den Felsen herum und schauen so einmal von Norden und einmal vom Süden durch das Loch hindurch, bevor wir Kurs auf unseren nächsten Ankerplatz nehmen. Auch dies ist eine Bucht, in der wir im Frühjahr schon einmal waren und so wissen wir bereits wie wunderschön und gut geschützt er gelegen ist.
Der nächste Tage führt uns auf einem kurzen Schlag weiter südlich. Obwohl es nicht weit ist, lassen wir es uns nicht nehmen, die Genau Luvseitig auszubaumen. Das heisst, dass unser Vorsegel jetzt auf der anderen Seite als das Gross ist und es so von uns aus aussieht wie die beiden Flügel eines Schmetterlings. Deshalb nennt man diese Segelführung im Deutschen auch Schmetterling. Unsere Jollity nimmt auch gleich ein Satz wie ein Schmetterling im Frühjahr und rauscht mit fast 8 knoten dahin. Tatsächlich überholen wir sogar die Wellen, etwas, das wir bis jetzt noch fast nie geschafft haben. So sind wir dann auch noch vor Sonnenuntergang in der nächsten Bucht und haben dort gleich Zeit noch etwas auf Erkundungstour zu gehen. Danach müssen wir früh ins Bett, denn wir haben morgen etwas ganz Spezielles vor und dafür lohnt es sich früh aufzustehen.
Der Wecker klingelt als es draussen noch dunkel ist. Bis die Jollity bereit ist, hat die Dämmerung jedoch schon deutlich eingesetzt. Anker hoch, Segel hissen und los geht es! Das Frühstück gibt es unterwegs und während der Wind immer stärker zunimmt, geht dann irgendwann auch die Sonne am östlichen Horizont auf und taucht unser Ziel, die Poor Knights Inseln in ihr goldenes Licht.
Die Poor Knights sind eine felsige Inselgruppe welche rund 15 Seemeilen vor der Küste von Neuseeland liegt. Das betreten ist, weil sie als Naturreservat geschützt sind, strengstens verboten. Was wollen wir denn dort machen, wenn wir sie nicht mal betreten dürfen? Die Antwort ist einfach: schwimmen gehen. Natürlich mit Schnorchel und Tauchermaske. Nach einem spannenden Ankermanöver auf 20 Meter tiefe stehen wir schön nah am Felsen, sodass wir einfach direkt vom Schiff aus hineinspringen können. Und: Wow! Kaum haben wir den Kopf unter Wasser tauchen wir in eine unglaubliche Welt ein. Hier wimmelt es von Fischen! Die meisten Fischarten sind gleich in ganzen Schwärmen vorhanden. Noch nie in unserem Leben haben wir so viele Fische auf einmal gesehen. Doch auch über dem Wasser sind die Poor Knights ein absolutes Highlight. Fast jede der schroffen Felsinseln ist mit Höhlen gespickt und vielerorts sind auch durchgehende Löcher. Da kann das “Hole in the Rock” von vor 3 Tagen einpacken.
Mittlerweile hat der Wind noch stärker zugenommen und hat zu allem Übel auf Ablandig gedreht. Wobei so übel ist das eigentlich nicht. Die Jollity mag die Amwindkurse ja eigentlich. Und wir ja auch, wenn es nicht gerade 5 Tage lang ist. Was Wasser noch knapp unter der Reling legt sie sich hart am Wind ganz schön hin und schneidet durch die kurze Welle, welche sich uns entgegenwirft. Das macht Spass! Ganz trocken bleiben wir dabei leider nicht, aber was solls. Einmal mehr wird uns bewusst, wie schlau es gewesen ist ein Schiff zu kaufen, welches richtig Freude beim Segeln macht. Auch der nächste Tag bringt wieder Segelspass ohne Ende. Eine Regenfront nach der nächsten knallt uns Windböen ins Gesicht. Die Einfahrt nach Whangarei liegt natürlich wieder einmal genau gegen den Wind und so bleibt uns nichts anderes Übrig, als uns in 45 Grad Winkeln dem Ziel langsam anzunähern. Zum Glück haben wir in der Marina bereits einen Platz reserviert und können uns gemütlich Zeit nehmen und kurz vor der Einfahrt noch einmal kurz Ankern um eine heftige Front abzuwarten. Die nächsten Tage soll es so weiter gehen und darum haben wir uns entschieden das Schiff in der Marina zu lassen, ein Auto zu mieten und unser Glück beim Kitesurfen zu versuchen.
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