Der letzte Tag unseres Roadtrips beginnt damit, dass wir Lust auf Sport haben. Also werden die Laufschuhe ausgepackt (das sind dieselben Schuhe die wir auch sonst immer tragen, weil wir gar kein zweites Paar besitzen). Unsere morgendliche Joggingroute führt uns dieses Mal durch den neuseeländischen Urwald. Entlang eines Flusses geht es durch dichtes Grün. Der Weg ist von Farnbäumen und den typisch knorrigen Manuka Bäumen gesäumt. Nach einer knappen Stunde drehen wir um und rennen wieder zurück zum Auto. Etwas Bewegung am Morgen hat mal wieder gutgetan. Darum machen wir auch den nächsten Spaziergang gleich im Rennen. Einzig für die spannenden Infotafeln über die lokale Flora machen wir jeweils einen kurzen Stopp. Und natürlich für die beeindruckende Felswand, welche am Ende des Weges über einem Strand thront.

Einen Kaffee bei einem Wochenmarkt voller Hippies später, machen wir bei einer Goldmine halt. Gegen ein kleines Entgelt erzählt uns der Besitzer etwas über die Zeiten des Goldrausches an der neuseeländischen Westküste. Nur gerade zwei Jahre hat dieser gedauert, bis die Goldvorkommen erschöpft waren. Umso beeindruckender ist es zu sehen, wie grossflächig die Minenanlagen sind. Das ganze Gebiet ist von Tunneln und Schächten durchlöchert. So werden wir gewarnt, dass ein Spaziergang durch die Wildnis sehr schnell in einem 20 Meter tiefen Schacht enden könnte, wenn wir nicht aufpassen. Da entscheiden wir uns dann doch lieber durch die unterirdischen Gänge zu gehen und die Schächte von unten zu betrachten. An den in den weichen Sandstein geschnittenen Gänge faszinieren uns vor allem die unterschiedlichen Gesteinsschichten und natürlich die Vielzahl von Höhlen-Wētā, eine den Heuschrecken ähnliche Art, welche nur in Neuseeland lebt. Am Ende der Tour kommen wir am grossen Wasserrad vorbei, welches benutzt wurde, um den abgebauten Sandstein zu mahlen, damit das Gold ausgewaschen werden konnte.

Durch den Besuch in der Goldmine hat unser Magen zu knurren angefangen. Zum Glück hat es im nächsten Dorf eine Bäckerei, dessen Pie’s so legendär sind, dass diese schon mehrfach die neuseeländischen Meisterschaften gewonnen haben. Es gibt wirklich für alles eine Goldmedaille zu gewinnen. Sogar für den besten Pie in 7 verschiedenen Kategorien. Jonas kriegt tatsächlich einen sehr leckeren Fleischkuchen, gefüllt mit wilder Ziege und Käse. Der von Leonie überzeugt leider aber überhaupt nicht. Naja, auch bei der besten Piebäckerei von Neuseeland kann nicht in allem die Beste sein. Mit einem Süssgebäck im Gepäck machen wir uns auf den Weg auf eine Wanderung zu einer Robbenkolonie. Der Weg führt uns von einem Leuchtturm aus, auf Klippen hoch über dem Wasser. Hier steht auch ein Denkmal für die erste Entdeckung Neuseelands durch die Europäer. Ungefähr hier hat der Holländer Abel Tasman zum ersten Mal die Küste eines neuen Landes gesehen. Auf einem Infoschild können wir den Logbucheintrag dieses Tages nachlesen. Auch nach unserer Reise können wir uns noch nicht vorstellen, wie das gewesen sein muss, auf diesen alten Segelschiffen ins Nichts zu segeln und Länder zu entdecken, von denen noch nie vorher jemand erzählt hat. Von denen keine Karten existieren und Pflanzen wachsen, welche noch nie jemand gezeichnet hat. Der Höhepunkt der Wanderung war aber unser mitgebrachtes Dessert. Im Gegensatz zu den Pies, welche uns nicht 100 Prozent überzeugt haben, würden wir dem Süssgebäck locker einen neuseeländischen Meistertitel zuschreiben.

Für die rund 3-stündige Rückfahrt zum Schiff ist es eigentlich noch etwas früh. Wir überlegen uns also, was wir noch alles unternehmen könnten. Und ratet mal, was es hier zu sehen gibt? Genau! Noch eine Kohlemine! Das Spezielle an den Mienen von Denniston ist, dass diese auf einem Hochplateau rund 600 m über Meer sind. Die grosse Herausforderung für die damaligen Ingenieure war, die Kohle den steilen Abhang herunter zu transportieren. Dafür entwickelten sie ein System aus zwei Standseilbahnen, welches noch heute als einer der grössten Errungenschaften der neuseeländischen Ingenieurskunst gilt. Interessant ist, dass die Wagen in der Mittelstation von einem Seil auf das nächste umgehängt werden mussten. Eine sehr gefährliche Arbeit, da ein einziger Fehlgriff dazu führte, dass der Wagen ungebremst ins Tal saust. Wer dabei am falschen Ort steht, wird von dem tonnenschweren Kohlewagen einfach zerdrückt. Später wurde die Standseilbahn durch eine hängende Seilbahn ersetzt, welche viel sicherer waren.

Die Mienen selbst sind leider im Moment nicht betretbar, aber alleine für die Ruinen der Seilbahnen und natürlich der sagenhaften Aussicht über die tasmanische See hat sich der Umweg gelohnt. Da wir morgen früh unser Auto zurückbringen müssen, bleibt uns jetzt nichts mehr anderes übrig als uns auf den Heimweg zu begeben. Unterwegs versuchen wir noch am Ufer eines schönen Flusses zu Abend zu Essen. Es bleibt jedoch beim Versuch, denn nach zwei Bissen fliehen wir vor den Sandflies welche es dort in rauen Mengen zu geben scheint und welche wie Mücken stechen. Im Vergleich zu Mücken schmerzen die Stiche aber bereits, wenn die Viecher stechen und danach kann so ein Stich auch gut mal eine Woche lang Jucken. Das will man sich wirklich nicht freiwillig antun. Für uns gehen wirklich sehr intensive fünf Tage zu Ende, in denen wir so viel Erlebt haben, dass wir jetzt erst einmal Zeit zum Verdauen brauchen.


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