In Santa Barbará de Samaná, meist nur Samaná genannt, sind wir vier Nächte geblieben. Eigentlich wären wir gerne möglichst bald aufgebrochen in den Parque National de los Haitíses, welcher als besonders sehenswert gilt und in unserem Cruising Guide als einer der schönsten Ankerplätze der ganzen Karibik beschrieben wird. Wir haben jedoch die Rechnung ohne Nationalfeiertag gemacht. Die Folge war, dass an dem Samstag, an dem wir eigentlich aufbrechen wollten, alles geschlossen war und wir das dringend benötigte Despacho nicht kriegen konnten. Auch am Sonntag scheint dies nicht möglich zu sein und so mussten wir bis am Montag warten. Die Zeit haben wir uns mit einer geführten Tour zu einem nahen Wasserfall und einer Zigarrenfabrik genutzt. Absolut sehenswert!

Weil wir noch einiges zu besorgen hatten und weil wir uns erhofft hatten am morgen vor dem Segeln noch Wale schauen zu können, haben wir uns dann sogar dazu entschieden erst am Dienstagmorgen loszufahren.
Am Ende konnten wir dann doch erst nach 9 Uhr auslaufen, weil wir das Despacho erst am Dienstagmorgen zu erhalten war. Trotzdem fuhren wir raus in Richtung offenes Meer, um die Wale zu suchen, welche sich an der Öffnung der Bucht tummeln. Während wir beim Ablegen noch dachten, es hätte keinen Wind, haben wir schon nach wenigen Meilen Motoren die Segel gehisst. Auf der Kreuz sind wir bei einem schönen Wind den Walen entgegen gesegelt. Gesehen haben wir erst einmal nicht viele. Einige wenige von weitem. Erst kurz nachdem wir umgedreht haben und zurück gesegelt sind, ist plötzlich nur wenige Meter vor unserem Bug ein Wal aufgetaucht und hat uns seine majestätische Flosse präsentiert.

Auf dem Weg zu dieser sagenhaften Bucht im National Park sind wir dann zufälligerweise einem Schweizer Katamaran (Lille Venn) begegnet welchen wir schon zuvor in Samaná getroffen haben. So konnten wir es nicht sein lassen uns im flachen Wasser der Bucht ein kleines Rennen zu liefern. Bald hatten wir ihn eingeholt. Auf beiden Schiffen wurden die Kanonen geladen. Sobald wir unsere Breitseite sauber ausgerichtet hatten, sind die Kameras heiss gelaufen. Mittlerweile waren wir schon fast wieder auf Höhe der Stadt Samaná. Also wieder umdrehen und die Bahía de San Lorenzo anpeilen. Weiter ging es mit dem Genacker und auf den letzten Metern vor der Bucht haben wir die Genua noch ausgebaumt und sind im Schmetterling gesegelt. So haben wir an einem Tag fast alle möglichen Arten zu Segeln genutzt und sind über 40 Seemeilen in der Bucht hin und her gefahren.

Wie sich herausstellte, wird die Bahía de San Lorenzo den Versprechungen gerecht. Die Bucht ist wie ein gutes Buch, von aussen schon schön anzusehen, wird sie mit jeder neuen Seite die wir aufdecken noch aufregender. Schon am ersten Abend sitzen wir wie gebannt in unserem Cockpit und beobachten wie die Pelikane in perfekter Formation an uns vorbei in den Sonnenuntergang zu einer felsigen Insel fliegen. Als wir am nächsten Tag dann den ersten Ausflug zu den Inseln machen offenbart sich eine imposante Landschaft, hohen Klippen mit spannenden Formationen, darauf Bäume welche mit zwanzig Meter langen Flechten bewachsen sind. Kaum um die nächste Ecke öffnet sich ein Mangrovenwald zwischen den Felsen mit langen Flussläufen welche mit dem Dinghy oder dem SUP befahrbar sind. In den Mangroven und an den Felsen leben eine Vielzahl von Vögel. Am Faszinierendsten sind die in grossen Mengen vertreten Adler und Fregattvögel welche in den Aufwinden an den felsigen Inseln jeden Tag ihre Bahnen ziehen.

Als wäre das alles nicht schon spektakulär genug hat es auch noch faszinierende Höhlen, welche teilweise von der Flut gespült werden. In den Höhlen sind eine Vielzahl von Höhlenmalereien aus der Steinzeit erhalten, welche Menschen und Tiere der Region abbilden. Zwischen all dem hat es dann auch noch einen Perfekten kleinen Sandstrand mit Kokospalmen.

Erst, wenn die Mondlose Nacht über die Bucht hereinbricht zeigt sich jedoch das grösste Spektakel. In der Bucht wimmelt es von Glühalgen, eine Art Biolumineszentes Plankton. Sobald das Wasser bewegt wird, leuchtet es auf als wäre ein Magier am Werk. Darin zu schwimmen ist etwas vom ungeheuerlichsten was wir unserem Leben je gemacht haben. Jede Bewegung bringt das Wasser um einem herum zum Leuchten, mit der Hand lassen sich Spuren in das Wasser zeichnen und wenn man sich nur Langsam bewegt glitzern die einzelnen Glühalgen überall auf der Haut. Und wenn man den Blick von dem Lichterspiel im Wasser lösen kann und empor in den Himmel blickt, erstrahlen da ein Sternenmeer am Himmel welches keine Sekunde an der Unendlichkeit des Universums zweifeln lässt.

Die Bucht war die Ruhe in sich selbst. Seit gut zwei Monaten ist es der erste Ankerplatz ohne Wind. Dies geniessen wir besonders in der Dämmerung. Bei Sonnenaufgang sind nur die Vogelgeräusche zu hören. Am Nachmittag stiegen die Temperaturen dann wegen der Windstille doch bis zu einem fast unerträglichen mass.


2 Comments

Irene Ott · March 27, 2021 at 12:14 pm

Nik und ich waren grad ausgiebig in der Karibik mit euren supertollen Bildern, Filmli und Musik… Wir haben das sehr genossen in unserem Corona-Alltag!!!
Hebets Guet und vielen Dank

    SY Jollity · March 27, 2021 at 1:30 pm

    Hallo Irene und Nik. Vielen dank! Es freut uns natürlich sehr können wir ein wenig Sonne in die Schweiz schicken. Wir hoffen natürlich trotzdem dass sich bei euch langsam der Sommer und ein Ende des Corona-Alltag abzeichnet. Wir halten euch weiterhin auf dem laufenden.
    Ganz liebi Grüess vor Jollity

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