Nach einem tollen Segeltag über die Untiefen der Yellow Banks und die östliche Einfahrt nach Nassau, ankern wir neben einigen anderen Schiffen im östlichen Teil des Channels, welcher Nassau von Paradise Island trennt. Schon in der Einfahrt wird uns klar, dass Nassau ein Spielplatz für reiche US-Amerikaner ist. Auf unserer Steuerbord-Seite, auf Paradise Island gelegen drängen sich, hinter perfekt gepflegten Gärten, schicke Villen entlang der Wasserkante. Ein grosser Teil davon hat einen privaten kleinen Hafen direkt vor dem Haus und in den meisten stehen Motorjachten welche für Angelausflüge benutzt werden, die unser Schiff daneben klein aussehen lassen würden. Als wir weiter reinfahren sehen wir auch bald die hohen Gebäude von grossen Hotels auf Steuerbord, und gleich mehrere Motorjachten jenseits der 100 Fuss in den Marinas auf Backbord.
Der eigentliche Grund für unseren Besuch hier in Nassau ist jedoch unser Reiseziel USA. Für eine Reise in die USA mit dem eigenen Schiff muss man ein B1/B2 visitor VISA für die Staaten haben. Die klassische Einreise mit dem ESTA Visa waiver Programm ist mit dem eigenen Schiff nicht, beziehungsweise nur durch eine kleine Trickserei möglich. Hinzu kommt, dass wenn wir die Hurricane Season in den Staaten verbringen wollen, ein Aufenthalt von drei Monaten nicht ausreichend ist.
Eigentlich haben wir ja gar nie geplant in die USA zu reisen. Da das Reisen im Pazifik in dieser Saison voraussichtlich jedoch mit grossen Schwierigkeiten verbunden oder sogar ganz unmöglich ist, haben sich unsere Pläne geändert. Auch da war für uns die USA im ersten Moment nicht realistisch, da die US-Botschaften, wegen Covid-19, weltweit keine visitor VISA’s ausgestellt haben.
Jetzt muss ich fast zwei Monate in die Vergangenheit ausholen gehen. Es war Anfang März, wir waren noch in der Dominikanischen Republik. An einem schönen Abend mit Freunden kamen wir plötzlich auf das Thema US-VISA zu sprechen. An diesem Abend erzählte ich, dass wohl alle US-Botschaften aufgrund der aktuellen Situation keine visitor VISA ausstellen würden. Eine Information welche, wie sich herausstellen sollte, zu diesem Zeitpunkt auch absolut richtig war. Am nächsten Morgen aber beschäftigte mich das Thema plötzlich doch wieder. Und weil das letzte Mal, dass ich dies nachgeschaut hatte, nun schon einige Wochen zurückliegt, hatte ich plötzlich das Gefühl, ich müsse dies noch einmal nachschauen, ob ich auch sicher keine falschen Informationen rumerzählt hatte. Und wie es der Zufall will merkte ich, als ich die Homepage der US-Botschaft in Santo-Domingo aufrief, dass dort keine Informationen dazu zu finden waren. Gleichzeitig war ich mir aber sicher, dass vor wenigen Wochen genau dort ein Memo zu finden war, in welcher geschrieben stand, dass keine VISA’s ausgestellt werden. Ein Blick auf die Homepage der Botschaft in Nassau schaffte dann Klarheit. Dort stand tatsächlich, schwarz auf weiss geschrieben, dass seit exakt dem Tag, wieder Besucher VISA’s ausgestellt würden. Wir wussten, dass wir nicht zu viel Zeit zu verlieren hatten, diese Neuigkeiten würden wohl bald die Runde machen und die Termine auf der Botschaft wohl bald ausgebucht sein. Nach einigem hin und her und mehrmaligem Ausfüllen langer Formulare (vor allem das 160er) konnten wir für uns alle einen Termin in Nassau für den Vormittag des 28. April ergattern.
Nun zurück zu heute. Es ist Vormittag des 27. April. Es gibt noch viel vorzubereiten. Erst müssen wir viele Dokumente organisieren. Routenplanung, Kontoauszüge, Versicherungsbestätigungen, Schiffspapiere und vieles mehr. Alles was uns helfen könnte unsere Reisepläne aufzuzeigen und zu beweisen, dass wir uns die Reise leisten können und das Land auch sicher wieder verlassen wollen. Da auf der Botschaft elektronische Geräte in keiner Weise erlaubt sind, müssen wir alles ausgedruckt mitbringen. Zusätzlich brauchen wir auch noch ein Passfoto, welches wir bei einem Fotografen machen gehen mussten und ein spezieller Umschlag für die Rücksendung der Pässe von DHL. An diesem Vormittag vom 27. April sitzen wir nun also bei Starbucks im Internet und suchen alles Nötige zusammen. Nach einem langen Kaffee geht es weiter zu DHL, beim Fotografen vorbei und irgendwo in einem Büro können wir auch alles ausdrucken. Als wir am Abend aufs Schiff zurückkommen sind wir ganz schön erschlagen von diesem Tag. Jetzt fühlen wir uns nicht schlecht vorbereitet und hoffen, dass am nächsten Morgen alles gut laufen wird.
Jonathan hat den ersten Termin am Morgen. Um 7:45 muss er bei der Botschaft sein. Nach einem frühen Frühstück sind wir also auf dem Weg mit dem Bus ins Stadtzentrum wo die US-Botschaft steht. Nicht ganz einberechnet haben wir, dass der Bus einen langen Umweg durch die Stadt fährt und so stehen wir erst genau um Punkt 7:45 bei der Botschaft. Dort finden wir eine lange Schlange von wartenden. Zum Glück ist Jonathan aber noch früh genug. Bis er aufgerufen wird, vergeht dann doch noch eine viertel Stunde. Um 11 Uhr ist dann auch Jonas, der als letzter an der Reihe war wieder draussen. Wir haben Glück gehabt. Alle haben das VISA gekriegt! Juhui! Jetzt geht es in die USA. Zumindest sobald wir die Pässe zurückkriegen, was noch 3-5 Arbeitstage dauern wird. Jetzt ist also eine Woche warten angesagt.
Die Interviews auf der Botschaft sind für uns ohne Schwierigkeiten verlaufen. Die notwendigen Dokumente hatten wir alle zur Hand und auch die Qualität des Passfotos war genügend. Am Ende war es genau wie wir vermutet hatten. Wichtig war vor allem, dass wir unsere Reisepläne glaubhaft vorlegen konnten und zeigen konnten, dass wir uns die Reise auch leisten können.
Da Nassau nicht viel zu bieten hat für uns, haben wir uns entschieden die Zeit bis wir die Pässe zurückkriegen, besser zu nutzen. Und so segelten wir nach Rose Island, eine Insel nur wenige Meilen von Nassau entfernt. Wie sich herausstellt, sind wir nicht die einzigen mit dieser Idee. Vor allem am Wochenende hat es hunderte Ausflugsschiffe und Jetskis welche dort wie die verrückten hin und her fahren. Schnorcheln und Baden getraut man sich kaum noch. Erst wenn am Abend die Sonne langsam untergeht, leert sich der Strand und plötzlich ist man, bis auf ein paar wenige andere Segelschiffe, wider alleine. Die drei Tage, die wir dort verbringen, wissen wir, trotzdem gut zu nutzen. Wir gehen auf der Insel spazieren, schnorcheln und sogar eine Kitesession liegt noch drin.
Nach drei Arbeitstagen sind wir zurück in Nassau und hoffen die Pässe möglichst bald zurückzukriegen. Leider geht es dann doch noch einen Tag länger, und als wir am Nachmittag vom vierten Tag die Nachricht vom Tracking erhalten, dass die Pässe abgeholt werden können, ist das DHL Office bereits geschlossen. So langsam haben wir es satt in Nassau festzusitzen und freuen uns umso mehr endlich die Pässe wieder in den Händen zu halten. Endlich geht es weiter. Endlich können wir wieder Abenteuer erleben!
1 Comment
Edelstahlspüle Wasserhahn mit ausziehbarem Schlauch · July 3, 2021 at 7:10 am
Vielen Dank für das Teilen