Nach sieben Tagen Überfahrt bei ruhigster See kommen im Morgengrauen die Galapagos in Sicht. Das Schiff ist innen sowie aussen auf Hochglanz poliert. Denn kaum geankert, schwimmt ein roter Helm auf uns zu. Mit GoPro bewaffnet wird sofort unser Unterwasser bis auf letzte Detail in Augenschein genommen. Beim kleinsten bisschen Bewuchs am Rumpf heisst es nämlich umdrehen, 40 Seemeilen von der Küste weg segeln und noch einmal Putzen. Um dem vorzubeugen, haben wir dies am Nachmittag vor der Ankunft noch gemacht. Schiff putzen mitten im Pazifik. Unter uns nur 4000 Meter Wasser. Ein spezielles Gefühl. Der rote Helm scheint zumindest sehr zufrieden mit der Sauberkeit zu sein und wir erhalten sogar ein Lob von ihm. Wir lassen ihn hochsteigen und wenige Minuten später wird er von einem Wassertaxi (kleine gelbe Boote) abgeholt. Das nächste Taxi, das unser Schiff ansteuert, ist randvoll. Sofort werden die Mobiltelefone gezückt und unser Schiff wird fotografiert. Juhu, wir haben wohl Fans! Natürlich nicht. Zwei Minuten später kommen sieben Personen zu uns an Bord und quetschen sich ins Cockpit. Das offizielle Empfangskomitee. Der Zoll, zwei von der Biosecurity, Immigration, Gesundheitsinspektion, der Hafenmeister und unser Agent, der auch als einziger von den sieben Englisch kann. Nach rund 45 Minuten Fragen beantworten und ein Blatt nach dem anderen unterschreiben sind unsere Pflanzen unter Deck verstaut, die Chiasamen versiegelt und wir werden offiziell Willkommen geheissen. So haarsträubend die Vorschriften für die Einreise auch sind, so genau haben sie es dann doch nicht genommen.
Gleich mit an Land zeigt uns, unser Agent sein Büro und gibt uns Tipps was auf der Insel alleine Entdeckt werden darf. Denn 97% der Galapagos ist Nationalpark. Um diesen zu Betreten, muss immer und zwingend ein Guide dabei sein, aber mehr dazu später.
Etwas erschöpft gehen wir, bereits mit tollen Eindrücken (denn auf dem Steg, muss beim Anlanden erst der eine oder andere Seehund verscheucht werden), einer Glace und einer Simkarte zurück zur Jollity. Hier geniessen wir auf Vordeck, mit unseren gemütlichen Campingstühlen, den Sonnenuntergang mit dem ein oder anderem Besucher im Wasser.
Am nächsten Morgen gehen wir voll gepackt mit Wasser und Schnorchelmaterial zum Südstrand. Hier tauchen wir ein in eine Unterwasserwelt voll Leben. Nur einen Meter vom Strand entfernt sieht man als erstes zig handgrosse Fisch mit gelben Lippen und blauen Augen (wir nennen sie „Tussi Fische“ wegen ihren aufgeblasenen Botoxlippen), die gerne mal ihr Revier verteidigen. Dan schwimmt ein Papageienfisch vorbei, so gross wie wir noch nie einen gesehen haben. Und noch einer und …. Wir fragen uns bald, ob auch kleinere zu finden sind. Die Fische leben hier zwischen Lavasteinen, die nur ganz wenig bewachsen sind.
Begeistert kehren, wir zurück, bevor die Mittagsonne uns ganz grilliert, denn wir befinden uns hier fast auf dem Äquator. Wir erfahren auch das grade die Hitzesaison ist, was die Temperatur etwas unerträglich macht. Doch langsam gewöhnen wir uns daran, dass der Schweiss einfach runterlauft. Trotzdem ist es schwierig bei dieser Hitze viel zu machen und so verbringen wir viel Zeit mit dem Kopf Unterwasser.
Mit dabei ist natürlich immer die Kamera. Die Galapagos sind nämlich nicht wie wir erwartet haben karge Vulkaninseln, sondern auch an Land strotzt das Leben. Bunte Blumen überall, am Strand tummeln sich Iguanas und spielende Seehunde und zwischen den Bäumen verstecken sich die Schildkröten.
Nach drei Tagen erhalten wir schon wieder Besuch. Gloria und Marlin, Leonies Mutter und Bruder kommen wie abgemacht von der Fähre mit dem Wassertaxi direkt auf die Jollity. Herzlich in Empfang genommen, entledigen sie sich endlich von ihren langen Jeans. Denn Zuhause und in Quito (im Ecuadorianischen Hochland) wahr es wohl kalt. Und auf der Reise vom Flughafen mit Bus, Wassertaxi, Bus, Fähre und zuletzt Wassertaxi waren keine Zeit dazu. Dann gibts gleich Sushi mit dem letzten Stück Thunfisch, welches von unserer Überfahrt noch übrig ist.
Nun gilt volles Programm für die nächsten 10 Tage, denn es gibt viel zu sehen. Auf geht es täglich mit der Sonne, den die Mittagshitze können wir unseren noch kühlen und bleichen Gästen nicht zumuten. Wir durchstreifen grüne Hügel, gespickt von Opuntien, so gross wie Bäumen, und andere grossen Kakteen.
Alles ist voller Vögel, Schmetterlingen und Spinnen. Nach wenigen km auf dem schön gemachten Weg aus Lavastein erreichen wir die empfohlene Bucht zum Schnorcheln. Highlight sind Seehunde und das Standardprogramm an unzähligen Fischen. Zurück zum Mittagessen kehren wir in einer lokalen Beiz ein. Wie sich herausstellt, gibt es in den Galapagos immer „das Menu“ für 5 Dollar welches aus einer Suppe (meist Fisch oder Poulet), dem Hauptgang, eine umgestülpte Tasse Reis mit Fisch, Poulet und einem Salat aus Zwiebel, Gurke und Tomate besteht. Dazu gibt es immer eine viel zu süsse Limonade.
Jonas lernt spontan noch Tauchen, und Marlin nützt die Gelegenheit und begleitet ihn ab dem dritten Tauchgang für ein refresher. Währenddessen entdecke ich jeweils mit Gloria die Blumen oder wir streunen über den Früchte und Gemüse Markt.
Unsere Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt, da der Nationalpark wie schon erwähnt nur mit einem Guide betreten werden darf. Das heisst wir müssen für fast jeden Ausflug eine Tour, bei einer Touragentur buchen. Von diesen Agenturen wimmelt es nur so. Gerade hier auf San Cristobal gibt es aber auch die Möglichkeit ein paar Ecken auf eigene Faust zu erkunden. So gibt es vier Strände, welche zugänglich sind und eine Strasse, welche quer über die Insel führt und die ohne Guide befahren werden darf.
So nehmen wir uns ein Taxi und lassen uns über die Insel chauffieren. Der Ausflug führt uns zu einem Vulkankegel mit guter Aussicht. Das Highlight dabei sind aber die Fregattvögel, welche sich wieder und wieder in den Kratersee stürzen. Der nächste Stopp ist eine Aufzuchtstation für die legendären Galapagosschildkröten. Auch wenn die Station von einer Mauer umgeben ist, sind die riesigen Tiere, welche ohne Furcht unseren Weg kreuzen, beeindruckend. Der letzte Stopp auf der anderen Seite der Insel ist ein Strand wie aus dem Bilderbuch. Bei so einem Strand kann sich Leonie ein Bad natürlich nicht verkneifen.
Am Tag darauf machen wir dann doch eine von diesen gebuchten Touren. Die 360° Tour führt einmal mit dem Schiff um die ganze Insel. Der erste Stopp ist ein Felsen welcher die Einheimischen „Leon Dormido“ nennen, weil er aussieht wie ein schlafender Löwe. Dort können wir schnorcheln gehen und werden gleich wieder überrascht. Kaum im Wasser schwimmt unter uns ein Schwarm Hammerhaie vorbei. Wow! Wir geniessen gerade noch die Hammerhaie und zwei wunderschöne Adlerrochen, als unser Tourguide schon „Manta, Manta, over here!“ ruft. Was für ein spektakulärer Schnorchelausflug.
Der nächste Stopp ist ein Strand, an dem wir schnorcheln können, bevor es weiter geht um das Nordostende der Insel. Das nördliche Kapp ist bekannt als Brutplatz für viele Meeresvögel. Unter anderem auch die legendären Blaufusstölpel, welche nur auf den Galapagos leben. Wir sehen aber auch Fregattvögel, welche sich mit aufgeblasenem rotem Hals und ausgebreiteten Flügeln zur Schau stellen und eine Vielzahl anderer Vögel. Der letzte Stopp ist dann auf der Südseite der Insel. Hier haben wir das Glück, zwei Blaufusstölpel aus nächster Nähe beobachten zu können. Danach gehen wir im noch einmal Schnorcheln. Hier wimmelt es von Schildkröten. Wo man auch hinschaut, hat es Meeresschildkröten.
Nach 10 spektakulären Tagen in San Cristobal geht es weiter nach Isla Isabela, welches 80 Meilen weiter westlich liegt. Da 80 nm kaum bei Tag machbar ist, vor allem bei den relativ schwachen Windprognosen, segeln wir los in den Sonnenuntergang. Bei kaum Welle und guten 6kn Fahrt bricht die Nacht über der Jollity herein. Nach einem feinen Curry zum Abendessen kann nichts mehr schief gehen. Unsere Gäste übernehmen die Abend und Morgenwache und wundern sich wie gut wir schlafen und ihnen vertrauen. Alle geniessen den Sternenhimmel und Gloria noch dazu Isla Isabela und Tortuga (halber Vulkankegel) mit der aufgehenden Sonne.
Bei der Ankunft stehen gerade einmal zwei andere Segelschiffe am Ankerplatz und etwas entfernt stehen rund 15 Tourboote und Fähren. Verglichen mit San Cristobal ist es hier sehr viel ruhiger. Auch das Dorf ist sehr viel ruhiger. Vielleicht sogar etwas zu ruhig. An diesem Sonntagmittag kriegen wir nicht einmal ein Jugo (Fruchtsaft).
Nur weniger Meter vom Anlandesteg entfernt, durch die Mangroven, an Iguana Tretminen vorbei, ist eine wunderschöne kleine Bucht zum Schnorcheln. Eine Aktivität, welche sich für uns zum täglichen Ritual entwickelt. Dort entdecken wir Adlerrochen, Seehunde, schwimmende Iguanas, Shrimps auf Mangrovenwurzeln, einen Oktopus, eine Vielzahl kleine aber farbige Korallen und einen riesigen Stachelrochen. Nur die Pinguine und Seepferdchen finden wir leider keine.
Für die nächsten Tage organisieren Marlin und Jonas noch einmal einen Tauchgang bei Isla Tortuga. Bei sagenhafter Sicht schwimmen wir mit leichter Strömung entlang der Aussenkante des halben Vulkankegels. Dabei wimmelt es von Haien und immer wieder entdecken wir faszinierende Fische.
Die letzte Tour, bevor Gloria und Marlin abreisen, bringt uns ins Hochland von Isabela, ins Land der Vulkane. Hier erwartet uns jetzt die karge Landschaft, welche wir erwartet hatten. Nach einem Blick in den immensen Caldera vom Sierra Negra Vulkan, wandern wir an dessen Nordflanke durch eine Landschaft, welche stärker an den Mond erinnert als an unseren Planeten.
Nachdem Marlin und Gloria gegangen sind, müssen wir uns erst mal etwas erholen. Nach ein paar weiteren Tagen auf Isabela fahren wir noch unseren dritten Hafen in den Galapagos an, die Hauptinsel Santa Cruz. Dort verbringen wir die meiste Zeit mit kleinen Schnorchelausflügen, einkaufen, leckeres Glace schlecken und einfach die Zeit geniessen. Wir müssen uns aber auch langsam auf unsere grosse Überfahrt vorbereiten. Dies bedeutet, dass wir einige Arbeiten und Vorbereitungen treffen und alle wichtigen Teile des Schiffes kontrollieren müssen. So verfliegen auch die letzten Tage in den Galapagos wie im Fluge und schon bald heisst es Anker lichten und hinaus aufs weite Meer.
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