Schön sollen sie sein. Auf keinem Fall verpassen dürfe man sie. Unbedingt genügend Zeit einplanen. So wurde uns von den Kanarischen Inseln berichtet. Doch eigentlich haben wir diese Zeit nicht mehr wirklich, denn unser Plan sieht vor, dass wir Anfang Dezember unsere Überfahrt über den Atlantik starten wollen.

Doch da scheint sich endlich ein Wetter und Windfenster vor uns aufzutun. Schon länger behalten wir die Bedingungen für diesen Zeitraum im Blick, doch so richtig zu passen scheint es uns nicht. Ein riesiges Sturmtief über Nordeuropa soll Rekordwellen an die Europäische Atlantikküste spülen. Und wenn wir die Wellenprognosen für die nächsten Tage anschauen wird klar, sogar in den Kanaren sollen Wellenberge von 4-5m ankommen. Und dazu der Wind, das Windfenster mit Nordwind ist vor allem auf der ersten Hälfte der Überfahrt sehr kurz. Nur ca. 24h haben wir Nordwind bevor eine grossflächige und mehrtägige Flaute uns von Norden einholen wird. Vor dem Nordwind soll es jedoch noch ein Tag mit relativ starkem Südwestwind geben.

Trotz allem entscheiden wir uns los zu segeln. Wir müssen in den ersten 48h jedoch mindestens 250, besser 300 Seemeilen schaffen. Ein Ziel welches für uns erreichbar scheint. Dies bedeutet aber auch, dass wir den ersten Tag hart am Wind segeln müssen. Was solls, denken wir, dann muss unser Schiff mal wieder ihre Vorzüge zeigen und entscheiden uns auf einem Spaziergang am Vortag kurzfristig das Wagnis einzugehen.

Tag 1

Schon geht es los. Während wir gestern Abend unser Schiff noch Seeklar gemacht haben sind wir heute Morgen früh aufgestanden um, Zeitumstellung hin oder her, bei Sonnenaufgang auslaufen zu können. Um 7:20, pünktlich zur aufgehenden Sonne ist unser Anker zurück auf unserem Schiff. Auf den ersten 5 Meilen hat uns noch das Brummen des Motors begleitet. Wir mussten zuerst die schwachen Thermischen Landwinde an der Küste hinter uns lassen. Dann dreht der Wind auf West und nimmt immer mehr zu. Am Anfang bei kleinen Wellen, dann werden auch diese vom Wind immer stärker aufgebaut. Immer öfter spritzt uns die Gischt ins Gesicht und dann bald bei jeder Welle tauchen wir unseren Bug ins kühle Nass des Atlantiks. Mittlerweile haben wir rund 20 Knoten Wind und nicht selten kommt uns eine Welle im Cockpit besuchen. Des Öfteren schreien wir uns Warnungen zu wenn wir wieder eine Wasserwand übers Schiff kommen sehen, damit sich der andere Ducken oder wenigstens Wegdrehen kann. Dabei bleibt das Schiff jedoch immer sehr gutmütig. Am Mittag ziehen wir das zweite Reff in unser Grosssegel und gegen Abend nehmen wir es ganz herunter. Dadurch verlieren wir zwar ca. einen halben Knoten Fahrt, jedoch erhöht sich der Komfort an Bord drastisch, da wir gut 10° Grad weniger Krängung haben. Trotzdem sind wir durchschnittlich mit rund 6.5 Knoten unterwegs. Das ist ausreichend um vor der Flaute weg zu kommen. Um ca. 22:00 Uhr kommt dann eine Regenfront welche laut Prognosen einen Winddreher in Richtung Nordwind bringen sollte. Und tatsächlich dreht der Wind zusammen mit ein wenig Regen innerhalb von ca. 5 Minuten um 45° Richtung Norden. Danach können wir endlich unseren Kurs anpassen und segeln nun direkt auf die Kanarischen Inseln zu. Leider ist der Wind danach auch sehr viel Böiger geworden. Dies machte es uns schwer in der Nacht das Grosssegel wieder zu setzen, weshalb wir in den Windlöchern teilweise mit nur noch 4 Knoten unterwegs waren. Im Schnitt waren es wohl noch ca. 5.5 Knoten. Ein Durchschnittswert welcher uns auch im der restlichen Nacht und am folgenden Tag begleiten sollte.

Tag 2

In der Einleitung haben wir von den grossen Wellen geschrieben. Hier waren sie jetzt also. Während wir bereits am Vorabend die ersten Vorboten sehen konnten legten die Wellen vor allem in der zweiten Nachthälfte so richtig zu. Im ersten Licht des Morgens wurde uns das jedoch erst richtig bewusst. So rollten von hinten 5 Meter hohe Wellenberge wie lange Hügelkämme heran. Diese machten uns das Schlafen leider nicht einfach, da wir uns trotz Leetuch regelmässig festhalten mussten. So starteten wir beide leicht Übermüdet und unfähig etwas zu essen in den neuen Morgen. Als erstes musste dringend das Grosssegel wieder hoch. Nachdem das geschafft war, fiel der Wind leider weiter zusammen und die Genua wollte in den grossen Wellen nicht mehr stehen. Also musste diese unbedingt ausgebaumt werden. So segeln und rollen wir heute den ganzen Tag mit ausgebaumter Genua im Schmetterling durch die Wellenberge. Um 11 Uhr gab es dann doch endlich ein Frühstück bestehend aus frisch gebackenem Fladenbrot mit Wurst und Käse. Von da an wurde die Überfahrt ruhiger. Wir hatten uns langsam an die Wellen gewöhnt waren jedoch von der ersten Nacht noch sehr müde. Die Segeln haben wir den ganzen Tag nicht mehr bewegt und der Wind hat unser Schiff mit guter Geschwindigkeit durch die Wellenberge geschoben. Die Wachen in der zweiten Nacht waren anstrengend, Jonas hat die erste bis ca. 1 Uhr morgens, Leonie dann die Zweite gemacht.

Tag 3

Am dritten Tag konnten wir das Segeln langsam wieder geniessen. Die Sonne hat uns morgens mit einem tollen Sonnenaufgang begrüsst. Jonas hat sich Rösti mit Spiegelei gekocht und wir waren wieder ein wenig erholt, da wir gut schlafen konnten. Der ganze Tag ging ohne grosse Aufregung vorbei. Wir haben, da wir den genauen Kurs auf die Kanaren nicht laufen konnten zwei mal gehalst.

Tag 4

Leider hat sich das Wellenbild im Verlauf des dritten Segeltags verändert. Die Wellen wurden zwar kleiner, die Schiffsbewegung jedoch ungemütlicher. Deshalb konnten wir bei in der dritten Nacht sehr schlecht schlafen. Die machte uns dann zu schaffen. Zudem mussten wir vermehrt selber steuern, damit unser Akku nicht leer läuft und wir nicht mehr kochen können. Die Solarenegie produktion ist relaiv schlecht durch das rollen und die vielen Quellwolcken. Dies hielt uns zwar wach und vertrieb die Seekrankheit, war zugleich jedoch auch auf die Dauer etwas anstrengend. Übernacht lief dann aber wieder der Autopilot, komfort ging vor.

Tag 5

Wir gewöhnen uns langsam an das Wellenbild und können uns nah dies nah wieder erholen und auch etwas geniessen. Zudem kommt langsam die Vorfreude am Ankommen. Der Wind bläst uns mit 15 bis 17 kn direkt auf die kleine Insel La Graçiosa zu, welches unser Ziel ist. Nach Berechungen sollten wir um 3 uhr in der Nacht ankommen.

So war es dann auch, bei Mondschein sind wir durch den Kanal zwischen La Graciosa und Lanzarote gesegelt zum ausgesuchten Ankerplatz. Den Anker gesetz, gefühlt waren wir sehr nahe zu den anderen Booten, aber bei Nacht täuscht es sehr. Nach einer Reparatur an der Ankerwinde konnten wir dann doch noch etwas Kette einziehen für die nächsten paar Stunden damit wir sicher in kein Schiff schwojen. Nun gingen wir Schlaffen und wachten gewunderig auf wie es denn so aussieht wo wir hin gesegelt sind.

Wir wurden Positiv überrascht: Wir haben bei einem traumhaften Sandstrand geankert mit ca. 15 anderen Segelbooten. Zudem ragten ca. 7 tolle Vulkankegel von der Insel hoch. Auf den Weg an Land mit unseren SUP wurden wir schon herzlich begrüsst und bereits eingeladen für den nächsten Abend. An Land rannten wir erst einmal herum um den Sand zu spüren und unsere Muskeln wieder einmal richtig zu gebrauchen.


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