1 Schiff
3 Seelen
keine Kanonen
5 Flaschen Rum

Die Sehnsucht nach Abenteuer zieht uns an unserem vierten Tag in Matthew Town wieder hinaus auf die See. Die Segel sind gesetzt. Kurs hart am Wind Richtung Norden. Der Captain steht am Steuer. Die Jollity tanzt über die Wellen und macht bald gute Fahrt. Wir stehen leicht unter Zeitdruck, sind wir doch erst am Mittag losgesegelt weil wir am Morgen noch einen Covid-Test machen mussten. Unser Ziel ist Hogsty Reef, ein rundes Riff weit draussen im Meer welches nur von an seinem Ende zwei kleine Sandbänke gebildet hat, ansonsten aber komplett unter Wasser ist. Vor Sonnenuntergang müssen also die gut 45 Meilen unbedingt geschafft werden, da das Ankern ohne gute Sicht zwischen den Korallen nicht infrage kommt. Falls wir es nicht schaffen sollten, bleibt uns nur die Möglichkeit umzudrehen und die 45 Meilen wieder zurück oder daran vorbeizusegeln. Zum Glück dreht der Wind, sobald wir aus der Abdeckung der Insel sind, einige Grad östlich und ermöglicht uns dadurch einen etwas schneller Kurs nicht mehr ganz so Hart am Wind zu segeln. Jetzt sind wir rund 45 Grad am Wind und machen gut Fahrt. Eine Ankunft bei Tageslicht scheint nach anfänglichen Befürchtungen nun doch wieder möglich zu sein.

Jetzt gilt es die Jollity auf Hochform zu trimmen. Wir dürfen auf keinen Fall langsamer werden. Leonie übergibt also das Steuer, um sich wichtigeren Dingen zu widmen. Die Segel werden getrimmt. Die Vorschot wird einige Zentimeter gefiert, das Unterliek des Grosssegels leicht angezogen. Der Mast wird im oberen drittel mehr gekrümmt, im unteren leicht weniger. Das Vorliek der Genua wird noch leicht härter durchgesetzt und der Holepunkt nach vorne verschoben, um mehr Twist im Segel zu haben. Auch wenn man den Segeln wenig ansieht, läuft die Jollity, richtig getrimmt, oft plötzlich einen guten Knoten schneller.

Die Sonne steht noch am Himmel als sich am Horizont endlich ein Wrack abzeichnet. Erst eine halbe Stunde später entdecken wir dann auch die erste Sandbank. Bald kommt auch die zweite und grössere Sandbank, auf welcher auch ein kleiner Steinturm steht in Sichtweite. Wir haben unseren Ankerplatz noch vor Sonnenuntergang erreicht. Andere Schiffe suchen wir vergebens. Die einzigen anderen Schiffe, die es zu sehen gibt, sind die vielen Wracks die alle auf das Riff aufgelaufen sind. Angeblich sind über 200 Schiffe hier aufgelaufen, seit Kolumbus zum ersten Mal hier war. Das ist leicht zu glauben, sieht man doch Wracks und Schiffsteile fast egal in welche Richtung man schaut.

Die Sandbank ist absolut Traumhaft. Geankert wird mit Trick 17, das heisst, das Schiff wird mithilfe einer am Heck und an der Ankerkette befestigter Leine, 90 Grad zum Wind gedreht. Dadurch wird das Schiff zu den Wellen, welche um die Insel herum drehen, ausgerichtet. Anstatt stark zu rollen, bewegt sich das Schiff jetzt sehr viel weniger. Mit dem Dinghy erkunden wir die Insel und geniessen die Einsamkeit. Ob auf der Insel ein Piratenschatz vergraben ist? So abgelegen, mitten in den karibischen Piratengewässern? Die Insel sieht wahrhaftig wie eine Schatzinsel aus einem Film aus. Und einmal reicht es dann sogar noch zum Kitesurfen. Das ist vermutlich die einsamste Kitesurf Session, die wir je hatten.

Nach drei Nächten war dann für uns Zeit weiter zu Segeln. Unsere einige Tage alten Windprognosen sagen, dass dies der letzte Tag mit gutem Wind sein könnte und so entscheiden wir uns diese Chance nicht verstreichen zu lassen und uns eine neue Insel zu suchen. Das nächste Ziel soll Castle Island, leicht südlich von Acklins Island, sein. Und schon wieder sind wir alleine. Am Horizont lassen sich einige Masten von Schiffen, die weiter nördlich geankert sind ausmachen. Ansonsten sind wir aber wieder weit und breit die einzigen. Auch auf dieser Insel lebt niemand. Am südlichen Ende steht eine Leuchtturm-Ruine und gleich neben unserem Ankerplatz liegt ein Wrack von einem alten Frachtschiff.

Den Leuchtturm zu erreichen ist gar nicht so einfach. Wir müssen uns eine halbe Stunde durch dicken Palmenwald kämpfen bis wir endlich vor dem Turm und einigen zerfallenen Gebäude stehen. Im Turm hochzusteigen ist uns dann aber zu riskant. Die Treppe scheint mehr Rost als Metall zu sein und viele der Treppenstufen sind bereits heruntergefallen, weil die Aufhängung komplett durchgerostet ist. Vermutlich ist das Wrack in besserem Zustand als dieser Leuchtturm. Beim Schnorcheln sind wir vor allem von dem extrem klaren Wasser und vom riesigen Motor des Wracks begeistert.


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