Die Segelpassage von Napier nach Wellington ist besonders anspruchsvoll, weil die letzten 30 Seemeilen durch die berüchtigte Cookstrasse führen. Während eine Passage durch die Cookstrasse relativ einfach auf einen ruhigen Tag verschoben werden kann, ist dies etwas komplizierter, wenn man zuvor knapp 200 Meilen segeln will und dafür natürlich unbedingt Wind haben will. Ein Windfenster zu finden, welches nach 2 Tagen gutem Wind die perfekten Bedingungen für die Einfahrt nach Wellington hat und welches auch noch mit den Gezeitenströmen aufgeht, ist wirklich nicht einfach. Am Ende muss man, will man nicht ewig auf den perfekten Wind warten, sich auf einen Kompromiss einlassen. Für uns bedeutet das, dass wir mit einem halben Tag Flaute rechnen müssen. Das ist nicht unbedingt ideal, aber zumindest komfortabel und sicher.

Mitten in der ersten Nacht ist es dann so weit. Der Wind hat nach einem Böigen ersten Tag endgültig abgestellt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Motor nachzuhelfen. Als kleine Entschädigung legt sich aber auch der Wellengang, bis wir ihn kaum noch merken und so ist es wenigstens gemütlich. Irgendwann Mitte Morgen erwischen wir dann sogar wieder einen leichten Wind und so fahren wir mal unter Segel, mal mit Motor weiter bis wir gegen Mittag Cape Palliser, und somit der Eingang zur berüchtigten Cookstrasse erreichen. Das Timing ist ideal. Der Wind hat auf Süd gedreht und die Strömung müsste bald zu unsern Gunsten drehen.

Dann sind jedoch aller Wind und jede Strömung vergessen, als wir plötzlich von Delfinen umringt sind. Überall um uns herum springen sie und von Osten her scheinen sich noch viel mehr zu nähern. Wenig später spiele und springen hunderte Delfine um unser Schiff. Noch niemals zuvor haben wir so viele Delfine gesehen. Und mitten unter all diesen Delfinen schwimmt doch tatsächlich eine Robbe mit, springt aus dem Wasser wie die Delfine und scheint sich dabei prächtig zu amüsieren.

Am späten Nachmittag erreichen wir bei super Bedingungen den Hafen von Wellington und ankern dort mitten in der Stadt. Ein Ankerplatz, welcher nur bei ruhigen Bedingungen genügen Schutz bieten, für diese Nacht jedoch ideal ist. Am nächsten Morgen wollen wir dann in die Marina umparkieren. Wir haben uns bereits am letzten Freitag vorangemeldet, können die Marine an diesem Morgen jedoch nicht erreichen. Nach einigen Versuchen entscheiden wir uns am Mittag auf gut Glück in die Marina zu fahren. Dort stellen wir fest, dass das Marinaoffice geschlossen ist. Was jetzt? In Holland hätten wir uns jetzt einfach einen freien Platz geschnappt. In vielen Häfen in Europa hat jeder Platz eine kleine Plakette, welche angibt, ob der Platz gerade frei ist oder nicht. Hier in Neuseeland ist alles viel komplizierter. Ohne unterschriebenem Formular, Versicherungsbestätigung, Yachtregistrierung und allerlei anderen Bescheinigungen können wir hier in keiner Marina übernachten. Wir fragen einer der anderen Marinagäste was denn hier los sei und erfahren nun endlich, dass heute ein städtischer Feiertag sei und deshalb die Marina geschlossen sei. Trotzdem ruft er direkt den Marinamanager an, um zu fragen, ob ein Platz frei wäre. Doch da ist nichts zu machen. Solange sie die Papiere nicht geprüft haben, dürfen wir auf gar keinen Fall in der Marina festmachen. Das blöde ist, dass wir in der Nacht sehr starken Nordwind erwarten. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als wieder an den Ankerplatz zu fahren. Dass wir dort nicht bleiben können, ist jedoch klar und so suchen wir nach Alternativen. Es scheint einen anderen Ankerplatz auf der anderen Seite von Wellington, direkt an der Autobahn zu geben, welcher bei Nordwind genug Schutz und vor allem ablandigen Wind bieten sollte. Vermutlich ist es dort nicht sehr gemütlich, aber zumindest sollte das sicher sein. Das Problem ist, dass wir um fünf mit Sandra und Oliver abgemacht haben. Die beiden haben wir zufälligerweise auf Niue getroffen, wo sie Tauchurlaub gemacht haben und unsere Schweizerflagge gesehen haben. Sandra Diplomatin an der Schweizer Botschaft hier in Wellington und die beiden sind auch begeisterte Segler.

Bei einem Bier und später bei leckerem japanischen Essen dreht sich das Gespräch darum immer wieder ums Segeln und um Segelschiffe. Dabei erfahren wir von Oliver, der bei der Küstenwache arbeitet, dass wir in der anderen Marina von Wellington wohl problemlos übernachten dürfen, da sie dort auch immer wieder abgeschleppte Schiffe abladen. Auch diese Marina haben wir tagsüber schon mehrfach erfolglos versucht zu erreichen. Zurück auf dem Schiff hat der Wind schon zu einer steifen Brise aufgedreht und wir machen uns sogleich auf den Weg in die Marina. Eine halbe Stunde später stehen wir sicher vertäut an der Hafenmole und sind einfach froh eine ruhige Nacht zu haben. Der Wind pfeift durch die Masten und unser Schiff ruckt immer wieder in die Leinen. Bei so viel Wind wäre das Ankern bestimmt kein Spass gewesen. Am nächsten Morgen stolpert Leonie schon früh über die Hafenmitarbeiterin, welche uns sofort freundlich Willkommen heisst, schliesslich hätte sie all unsere Papiere ja bereits per E-Mail erhalten und so müssen wir nur noch Bezahlen und können die nächsten zwei Nächte auch hier bleiben. Denn heute Nachmittag laden die Eltern von Jonas hier in Wellington!

Auf dem Weg zum Flughafen, welcher in Gehdistanz zu unserer Marina liegt, fliegt uns das Wasser um die Ohren. Der Wind ist zum ausgewachsenen Sturm geworden und wir sind froh, liegt unsere Jollity sicher im Hafen und wir müssen uns keine Sorgen machen. Am nächsten Morgen ist das Wetter schon wieder viel ruhiger. Bei schönstem Wetter entscheiden wir uns zu Fuss ins Stadtzentrum zu gehen. Der Spaziergang führt alles am Wasser entlang und lässt uns einen Moment nach der langen Zeit, in der wir von zu Hause weg waren, wieder einmal über dies und das zu reden. In Wellington selber machen wir dingen die man in Städten halt so macht. Wir gehen neue Hosen kaufen, besuchen das wunderbare “Te Papa” Nationalmuseum und trinken Kaffee und Bier. Viel Zeit bleibt uns nicht, denn schon morgen sieht das Wetter perfekt aus, um einmal mehr auf die Cookstrasse hinauszufahren und endlich auf die Südinsel zu kommen. Die Marlborough Sounds warten mit ihren tiefen Buchten, steilen Bergen und viel Wildnis auf uns.


2 Comments

Jan · February 25, 2024 at 4:36 am

Interesting comments on the required paperwork in Schafers marina in Wellington.

    SY Jollity · February 25, 2024 at 8:37 am

    Hi Jan
    I think it also was a bit unfortunate with our timing, and we should have given them notice of our arrival before earlier. We just didn’t expect it to be a public holiday. But it’s true that some marinas here in New Zealand require more paperwork than certain countries on our way here.

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