Rrrring… Rrrrring… Wach! Es ist noch früh, die Sonne noch nicht aufgegangen. Das Deck ist noch klatschnass vom Tau der Nacht. Wir essen ein schnelles Frühstück, packen unsere Velos und fahren los. Mittlerweile spüren wir die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen auf der Haut. Es wird ein schöner Tag. Weit und breit ist keine Wolke zu sehen. Eigentlich spielt das keine grosse Rolle, wir haben sowieso vor den ganzen Tag im Auto zu verbringen. Der Grund, wieso wir so früh aufgestanden sind ist, dass wir unser Mietauto am Flughafen abholen müssen.

Wie viele Formulare sind das eigentlich noch? Eigentlich wollen wir doch nur für fünf Tage ein Auto mieten. Wir wussten gar nicht, dass man dafür so viel Papierkram ausfüllen kann. Trotzdem haben wir kurz nach acht Uhr den Autoschlüssel zu unserem Toyota SUV in der Hand. Der Grund, warum wir einen SUV gemietet haben? Das ist eine lange und vor allem langweilige Geschichte. Auf jeden Fall war das eigentlich nicht so gewollt. Trotzdem sind wir froh, dass wir überhaupt ein Mietauto erhalten haben, denn im Moment scheinen diese fast komplett ausgebucht zu sein. Zumindest haben unsere Velos gut im Kofferraum Platz und um halb Neun sind wir zurück beim Schiff, wo Annegret und Jürg schon alles sauber gepackt und zum Parkplatz gekarrt haben.

Für die beiden heisst es jetzt endgültig Abschied von der Jollity zu nehmen. In Christchurch wartet nämlich ein Mietcamper auf sie. Und weil die Vermietung irgendwann auch schliesst, gilt es jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Schliesslich sind es noch mehr als sechs Stunden Autofahrt bis dort hin. Während unser Toyota wegen eines Softwarefehlers des Linienassistenten wild daherpiepst, lassen wir Nelson langsam hinter uns und bald beginnt die Strasse stark anzusteigen. Wir fahren durch ausgedehnte Wälder, welche breiten Täler mit kleinen Dörfern und viel Landwirtschaftsfläche weiche. Die meiste Zeit führt die Strasse an einem Fluss entlang und so klettern wir fast unbemerkt bis hoch zur Passhöhe des Lewis Pass. Eigentlich wollten wir auf der Passhöhe eine Pause machen und zu Mittag essen, müssen aber, dort angekommen, feststellen, dass dort gebaut wird. Der Parkplatz ist von Strassenbaumaschinen verstellt und so bleibt uns nichts anderes übrig als direkt weiterzufahren. Nach der Passhöhe machen sich die hübschen Pausenplätze jedoch rar. Zwar führt die Strasse entlang eines kleinen Baches durch einen hübschen Wald, ein Platz zum Parkieren scheint es aber nicht mehr zu geben. Am Ende fahren wir einfach einige Meter in einen seitlich abzweigenden Waldweg und essen dort, mangels einer geeigneten Sitzgelegenheit im Stehen. Wir haben sowieso nicht viel Zeit zum gemütlichen Essen, der Camper muss ja unbedingt noch vor Ladenschluss abgeholt sein. Also nichts wie weiter!

Die Umgebung wandelt sich von spektakulären Felsformationen zu weiten Weinbergen und dann rasen wir auf der Schnellstrasse durch langweilige Landwirtschaftsfläche. Die Strasse wird zweispurig, dann folgt eine dritte. Wir nehmen die Ausfahrt zum Flughafen, queren zwei Kreisel und sehen schon von weitem eine ganze Herde giftgrüner Kleinstcamper: Wir sind bei da!

Was für ein Chaos! Beim Aussteigen sehen wir, dass die 20 Camper, welche vor der Vermietung stehen, nur ein kleiner Bruchteil ist. Hinter dem Hauptgebäude stehen sicher noch einmal 50-100 dieser auffällig grünen Dinger. Beim Empfang ist dann auch entsprechend etwas los! Uns bleibt also nichts anderes übrig, als anzustehen. Das ganze geht etwa eine Stunde. Nach einer Beschwerde wegen mangelnder Sauberkeit haben sie zumindest die Frontscheibe dieser grünen Klapperkiste noch einmal geputzt. Alles in allem scheinen sie ein wenig überfordert mit dem Ansturm. Weil wir noch neue Schuhe für Leonie einkaufen wollen, lassen wir Annegret und Jürg, nachdem alles Wichtige geklärt war, bei der Vermietung zurück und fahren schon mal nach Christchurch, wo wir sie nach einem kurzen Einkaufsbummel auch schon wieder treffen.

Christchurch. Als wir das letzte Mal vor 11 Jahren hier waren, war Christchurch eine Ruinenstadt. Ein starkes Erdbeben hat zwei Jahre zuvor grosse Teile des historischen Zentrums dem Erdboden gleich gemacht. Einkaufsläden und Kaffees waren damals in Schiffscontainer eingerichtet worden. Auch heute sieht man noch immer die Spuren dieser Naturkatastrophe. Während im Zentrum bereist viele Gebäude neu aufgebaut wurden, muss man nur wenige Schritte gehen, um die ersten Ruinen zu finden. Wie ein Mahnmal ragen die mit Rissen durchzogenen 20 Stockwerke hohen Fassaden in die Höhe. Rundherum ist mit einem Baugitter abgesperrt. Bis alle diese Gebäude ersetzt werden, wird es wohl noch eine Weile dauern. Auch die historische Kirche ist noch immer komplett mit Gerüsten eingepackt. Die Restaurationsarbeiten an dem fast komplett zerstörten Bau sind noch im Gange.

Für uns geht es nach einem leckeren Abendessen beim Chinesen weiter zum Strand, wo wir uns zu viert in den frisch gemieteten Camper quetschen und nach diesem langen Tag erst mal etwas Schlaf suchen.

Für uns soll es die nächsten vier Tage auf der Strasse quer über die Südinsel gehen. Und weil dies eine sehr intensive Zeit für uns war, haben wir uns entschieden den Blog in kurze Tagesetappen aufzuteilen.


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