Wasser. Glasklar. Hellblau. Schwimmbad? Nein, unser Ankerplatz! Rund um uns erstreckt sich das grösste Schwimmbad, das wir je gesehen haben. Gross genug für die Jollity. Gross genug für viele, viele Schiffe wie die Jollity. Trotzdem sind wir ganz alleine. Ganz alleine? Nein, natürlich nicht. Ein Delfin leistet uns für eine Weile Gesellschaft bevor er, wohl mangels Spass, die Bucht wieder verlässt.
Vor einer Woche haben uns Milou und Swing leider wieder verlassen. Dafür ist zwei Tage später Roman und eine grosse Tasche in Georgetown gelandet. Roman kennt das Schiff bereits gut, die Tasche auch. Denn beide sind ganz zu Beginn unserer Reise mit uns mitgesegelt. Von Holland nach Frankreich. Die Tasche ist, wie auch damals schon, vollgestopft mit Kiteausrüstung. Wir jagen also mal wieder den Wind und das flache Wasser. Hier auf Conception Island ist das Wasser zwar flach, jedoch nur weil es total Windstill ist. Statt Kitesurfen ist also Baden auf dem Programm.
Wasser. Glasklar. Goldig. Die Bordkante zieht sauber durch das warme Wasser. Nur durch den Wind getragen gleitet das Kiteboard durch die kleinen Wellen im sonst fast flachen Wasser. Eine Wasserfontäne da, wo wenige Sekunden vorher das Brett noch gewesen ist. Und von hinten scheint die untergehende Sonne in das hoch spritzende Wasser. Golden leuchtet es auf, bevor es der Schwerkraft erliegt und zurück ins Meer fällt und eine lange weisse Spur noch lange zeigt, wo ich durchgefahren bin. Der Wind fegt über den nur 50 Zentimeter tiefen, aber rund einen Quadratkilometer grossen Pool. Diesem Wind verdanken wir den ganzen Spass. Dann, ich lenke den Kite ganz nach oben, die Boardkannte beisst noch härter in das weiche Wasser, ein kurzes Ziehen an der Bar, das Board entlädt all die aufgestaute Energie und ich fliege in hohem Bogen. Unter mir sehe ich den fast makellos sandigen Grund vorbeiziehen. Nur ab und zu hat es vereinzelte kleine Steine oder ein Busch Seegras. Dann, der Kite fliegt wieder nach vorne, ich baue Geschwindigkeit auf, das Wasser kommt wieder nahe und ich setze wieder auf. Golden spritzt es nach allen Seiten bevor ich weiter fahre. Neben mir fahren Roman und Leonie und ziehen ihre eigenen Bahnen durch die ansonsten menschenleere Weite.
Doch was macht das Kitesurfen für uns so besonders, dass wir zehntausend Meilen segeln, nur um den perfekten Ort dafür zu finden. Die Möglichkeit sich nur mit dem Wind über eine Spielwiese aus Wasser ziehen zu lassen, ganz ohne Motor und komplett frei von jeglichen Einschränkungen ist unglaublich!
Was haben wir denn zwischen dem Kitesurfen noch gemacht? Zwei Tage lang war der Wind perfekt und ausser Kiten blieb uns nur noch Zeit zum Essen und Schlafen. Die anderen Tage? Haben wir zum Beispiel Dinge gesammelt. Muscheln und Kokosnüsse. Haben Volleyball gespielt und einen Ausflug zu Dean’s Blue Hole gemacht, nur um herauszufinden, dass das Wasser extrem trüb ist. Und nicht nur das. Dort angekommen waren schon einige Einheimische am Liegestühle aufbauen. In schöner Reihe lagen bald Kreuzfahrttouristen darauf, um ihre bereits roten Bäuche noch einen Tag in die Sonne zu strecken. Am Ende war der Ausflug trotzdem eine gute Ausfahrt mit dem Longboard. Zurück in Clarence Town entdecken wir dann ein Markt mit lokalen Früchten und wir können für wenig Geld Bananen, Papaya und Melonen einkaufen und in der nahen Bäckerei gibt es feines frisches Brot. Am Strand, an dem wir das Dinghy parkiert haben, wachsen mehrere Kokospalmen. Diese Chance lassen wir uns natürlich nicht entgehen!
Jetzt haben wir Zeit, die kargen Ragged Islands zu erkunden. Die Inseln sind aus löcherigen Kalkstein und an den meisten Orten wachsen maximal kniehohe Büsche. Trotzdem ist das vorwärtskommen zu Fuss fast unmöglich. Wenn auch klein, so sind die Büsche doch holzig und zäh. Bereit den rauen Bedingungen hier zu trotzen, sich dem andauernden Wind entgegenzustemmen und im, von salzigen Wellen gepeitschten Boden, zu gedeihen. So suchen wir immer nach einem Weg und müssen oft Umwege laufen, um unser Ziel zu erreichen, oder gleich umdrehen und uns ein anderes Ziel suchen. Belohnt werden wir mit der Aussicht über eine einzigartige Landschaft, geprägt von weissen Kalksteinfelsen, grünen Büschen und einer erstaunlichen Vielzahl an Leben, welches sich darauf spezialisiert hat in den engen Löchern und Ritzen der porösen Felsen ein Leben zu führen.
Und schon geht nach einem weiteren langen Tag die Sonne dem Horizont entgegen und pinselt die Wolken rot und orange an. Wir spielen noch mit Wilson (unserem Volleyball) bis das Licht so schwach wird, dass wir ihn kaum noch sehen, dann geht es zurück aufs Schiff und nach einem guten Abendessen fallen wir müde ins Bett.
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