Es knallt, ein Zittern geht durch die Jollity, dann kommt die Wasserwand. Einmal mehr stehe ich klatschnass hinter dem Steuer. Die Reling ist im Wasser. Unsere Welt ist in Schräglage gekommen. Es ist mittlerweile der dritte Tag, an dem wir gegen den Wind aufkreuzen. Der dritte Tag, an dem unser Schiff alle zwei Minuten komplett gespült wird. Der dritte Tag, an dem wir froh wären, unser Schiff wäre ein paar Meter länger und würde weniger hart in die Wellentäler stampfen. Die „Passage“ würde das jetzt ohne Probleme wegstecken. Für die Jollity ist das natürlich auch überhaupt kein Problem, nur für uns ist es sehr ungemütlich.

Das klingt natürlich nicht wirklich nach Spass und ihr mögt euch fragen wieso wir uns das antun? Das Problem ist, dass wir unbedingt etwas weiter in den Osten kommen müssen, um zu einer Ortschaft zu gelangen, an der wir aus Kuba ausklarieren können. Für die nächsten zwei Wochen ist aber kein einziger Tag ohne Gegenwind in Aussicht. Also bleibt uns nicht viel anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beissen und das beste daraus zu machen. Zumindest beweist die Jollity mal wieder, dass sie solche Bedingungen locker handhaben kann. Es bleibt alles ganz und erstaunlicherweise bleibt auch alles da, wo wir es verräumt haben. Unser Schiffsumbau scheint sich mal wieder zu bewähren.

Wir sind soeben die Nacht durchgesegelt und wünschen uns nichts mehr als endlich anzukommen. Zum Glück können wir wenig später endlich die sehnlich herbei gewünschte Insel am Horizont erspähen. Fünf Stunden und rund 10‘000 Wellen später fahren wir endlich hinter das schützende Riff. Leonie zerlegt soeben einen frisch gefangenen Fisch und ich zirkle das Boot durch die enge Einfahrt zwischen den Sandbänken hindurch. Dann sind wir fest vertäut im Hafen von Cayo Largo. Kurz Fieber messen, ein rascher Besuch des Hafenmeisters und der Guarda Frontera und schon haben wir wieder festen Boden unter den Füssen.

Cayo Largo ist eine rein touristische Insel. Ein bis zweimal täglich landet ein Flugzeug, welches gefühlt nur wenige Meter über unsere Köpfe hinwegdonnert. Ansonsten ist das Leben hier auch überhaupt nicht kubanisch. Alles ist sehr chic und das ganze Dorf sieht eher nach einer Kulisse als nach wirklichem Leben aus. Trotzdem geniessen wir auch diesen Stopp sehr. Die schön hergerichteten Palmenhaine und weiten Strassen, auf denen kaum ein Auto fährt, sind für uns auch eine Art Entspannung. Sonst ist die Gegend um Cayo Largo auch sehr sehenswert. Meer seitig hat es grosse Riffe, welche die Wellen brechen, dahinter riesige Strände, Sandbänke und kleine Inseln. Auf der Meer abgewandten Seite ist alles mit Mangrovenwäldern verwachsen. Perfekt für zwei junge Entdecker mit ihrem kleinen Dinghy. Auch perfekt für zwei junge Sportler mit ihren Kites. Wir bleiben drei Tage in Cayo Largo bevor wir Kuba Richtung den Caymaninseln verlassen.

Categories: KubaTravel

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