Es rattert, schwarze Rauchwolken hängen in der Luft und der Gestank raubt uns fast den Atem. Wir stehen an der Strasse hinter unserer Marina und schauen einem knallig pinken Cadillac aus den 70er Jahren hinterher. Eigentlich wollen wir die Strasse überqueren, aber schon braust die nächste Antiquität daher. Farbig lackiert, alt und zerbeult und vor allem mit viel schwarzem Rauch hinter sich her ziehend rauschen, die in die Jahre gekommenen Schönheiten, an uns vorbei. Dann endlich eine Lücke und wir können husch husch über die Strasse. Wenig später sind wir in der nahen Kleinstadt. Hier ist der Verkehr noch bunter. Zu den Autos mischen sich, Elektroroller, Fahrräder, Motorräder und Pferdekutschen voll mit Schulkindern, die gerade auf dem Heimweg sind. Oft begegnen uns auch ganz skurrile Gefährte, alte Motorräder mit Seitenwagen, Fahrradtaxis und vieles mehr. Das muss Kuba sein!

Vor gut einer Woche haben stand die Jollity noch in der Werft in Cape Canaveral. Anstatt im Wasser hatten wir nur Staub unter dem Kiel. Trotz langer Pause haben wir das Schiff in erstaunlich guten Zustand wieder angetroffen. Das Schiff ist grösstenteils trocken und nirgends können wir Schimmel entdecken. Nur der Rost hat an einigen Stellen am Aluminium und Stahl gefressen. Ein Sommer in der Hitze von Florida setzt offensichtlich mehr zu als mehrere Jahre in der Nordsee. Der einzige grössere Defekt ist der Akku. Wegen der Werftregeln hatten wir nur einen einzigen Tag, um das Schiff für die Standzeit vorzubereiten. Dabei ist uns letztes Jahr ein Malheur passiert und wir haben den Motor mit Wasser gefüllt. Die Behebung dieses Problems hat leider fast den ganzen Tag gedauert und unsere Nerven lagen blank. Und so ist uns in der letzten halben Stunde wohl ein Fehler unterlaufen. Das Resultat: der Akku ist tot. Neue Zellen sind zum Glück schnell beschafft und so läuft 4 Tage später alles wieder wie es sollte.

Dann vor sechs Tagen war es endlich so weit. Die Jollity durfte zurück ins Wasser. Seither haben wir fast 500 Meilen gesegelt, viel organisiert und auch jeden Tag Arbeiten am Schiff erledigt. Wir sind der Meinung, dass wir uns jetzt einen Liegestuhl und einen Cuba Libre mehr als verdient haben.

Der Kuba Libre ist leer und so sind es auch die Regale hier in Kuba. Milchprodukte? Fehlanzeige. Eier? Werden nur unter dem Tisch gehandelt. Mehl? Unmöglich. Nur wer jemanden kennt, der Hühner oder Kühe hat, erhält solch grundlegende Lebensmittel. Und so ist es zwar möglich diese im Restaurant zu kriegen, für alle anderen jedoch eine Rarität. Ansonsten ist Kuba, dank des sehr guten Wechselkurses sehr preiswert. Für gut fünf Franken können wir im Restaurant essen gehen und für gerade mal 50 Rappen gibt es ein riesiges, frisch gemachtes, Glace. Auf dem Markt gibt es alles, was aktuell Saison hat und hier in Kuba wächst. In bunten Auslagen auf Kisten und Brettern oder einfach an den Lenker des Fahrrads gehängt werden, Waren den Käufern angeboten. Am Sonntag ist Markttag. Das bedeutet, dass gefühlt halb Kuba nach Santa Marta auf den Markt kommt, um ihre Produkte zu verkaufen und jenes zu kaufen, was sie nicht selber haben. Die Preise für die Waren sind festgelegt und in der Mitte des Marktplatzes auf eine Tafel geschrieben. Verhandelt wird hier in Kuba nicht.

Glücklicherweise scheinen Eier und Mehl nicht allzu viel Einfluss auf die Laune zu haben. Auf den Strassen wird viel gelacht und diskutiert. Die Kubaner scheinen ihre Autos und alles andere zu lieben und zu pflegen und vieles, was bei uns im Müll gelandet wäre, erhält hier ein zweites oder drittes Leben. Aus alten Verpackungen und Schläuchen werde Einkaufstaschen gemacht, altes bedrucktes Papier wird als Serviette am Pizzastand wiederverwertet und der selbst gemachte Wein wird in alte Rumflaschen abgefüllt. Im Kaffee werden die Trinkröhrli, aber auch die Servietten halbiert. Wobei man sich hier natürlich fragen darf, wieso man Kaffee denn überhaupt mit einem Röhrli trinken sollte.

Für uns ist Kuba bis jetzt eine wunderbare Gelegenheit herunterzufahren und zu entspannen, bevor die Reise nach Panama und durch den Kanal weiter geht.


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