Kuba liegt im Kielwasser. Erst vor wenigen Stunden ist es am Horizont verschwunden. Wir segeln bei besten Bedingungen in Richtung der Caymaninseln. Am Steuer sitzt Fred unser Windpilot. Gerade Versinkt die Sonne als orangeroter Feuerball hinter den Wellen. Direkt vor der Sonne segelt die Shimshal II. Zwei Engländer, welche auf denselben Pfaden wie wir unterwegs sind. Es ist auch mal schön, die ganze Nacht ein Schiff in Funkreichweite zu wissen. Natürlich sind wir schneller unterwegs, Fred macht der Jollity ganz schön Beine und so galoppiert unsere 40 Jahre junge Dame mit einer jugendlichen Leichtigkeit über die Wellen, als wäre die ganze Schinderei der letzten Tage vergessen.

Dabei hatten wir eine sehr kurze letzte Nacht in Kuba. Am Tag vor der Abreise hat sich nämlich noch ein blinder Passagier an Board geschlichen. Am Abend, eigentlich wollen wir gerade schlafen gehen, hören wir ein Kratzen aus dem hinteren Teil des Schiffes. Dann wiederholt es sich noch einige Male. Irgendetwas Ungewöhnliches muss dort sein. Dann plötzlich hören wir eine Bewegung, ein Rascheln, dann wieder Ruhe. Dieses Mal kommt das Kratzen klar aus der Region der Achterkoje. Beim Nachsehen erwischt der Kegel der Taschenlampe eine Bewegung. Eine Maus oder eventuell eine Ratte. Sie scheint unsere Vorräte, welche dort gelagert sind anzufressen. Die nächsten Stunden verbringen wir mit dem Versuch, das Tier zu fangen. Daniel Düsentrieb wäre neidisch auf unseren Einfallsreichtum beim Bauen von Mausefallen. Mit Schüsseln, Kisten, Löffel und allerlei anderem, was wir auf dem Schiff finden können, bauen wir Fallen, die automatisch zuschnappen sollen. Dabei bestätigt sich auch: Es ist eine Maus. Leider scheint es, als wäre unser ungebetener Gast schlauer als Düsentriebs beste Erfindung. Nach vier Stunden ist der Käse und die Schokolade in den Fallen alle gefressen und die Maus immer noch auf freiem Fuss. Wir sind so müde, dass wir nur noch schlafen gehen wollen und so lassen wir der Maus noch eine Nacht Zeit sich an unseren Vorräten gütlich zu tun und verschieben das Problem auf den nächsten morgen.

Am nächsten Morgen ist die Maus natürlich noch immer im Schiff. Noch während dem Frühstück hören wir sie wieder kratzen. Dieses Mal ist sie in einem Gestell, und das soll sich als unser Glück herausstellen. Sofort verschliessen wir alle Ausgänge und könne damit der Maus damit alle Fluchtmöglichkeiten nehmen. Trotzdem dauert es noch einmal mehr als eine Stunde, bis wir eine Falle gebaut und die Maus auch gefangen haben. Trotz allem schaffen wir es, fast zur gewünschten Zeit in Kuba auszulaufen und unsere Segel zu setzten. Vor uns am Horizont sehen wir gerade noch die Shimshal welche rund 45 Minuten vor uns die Segel gesetzt hat.

Bis auf einen beinahe Zusammenstoss mit der Shimshal verläuft die Nacht sehr gut. Wir können gut schlafen und kommen auch noch gut vorwärts. Deshalb können wir schon kurz nach Sonnenaufgang die ersten Umrisse von Grand Cayman, der Hauptinsel der Caymaninseln, sehen. Um 8:30 sind wir dort, um 10 Uhr liegen wir fertig einklariert an der Boje.

Zu den Caymaninseln kann ich bedauerlicherweise sehr wenig sagen. Denn wir verbringen nur gerade zwei Tage hier und nutzen die Zeit hauptsächlich zum Einkaufen von Lebensmittel und ein zwei Kleinigkeiten für unser neustes Bootsprojekt (eine Box zum Verstauen der Rettungsinsel). Trotzdem reicht die Zeit noch, endlich mal wieder schnorcheln zu gehen. Direkt unter unserem Schiff liegt ein schönes Riff.

Und dann, kaum angekommen, sind wir auch schon wieder unterwegs. Der Wind kommt aus 60 Grad. Die See ist eigentlich zu gross für die 15 bis 25 Knoten Wind. Gut drei Meter hohe Wellen schlagen gegen unseren Bug. Der Grund liegt darin, dass weiter östlich in der Karibik der Wind stärker ist und somit grosse Wellen vor sich her schiebt. Trotzdem ist auch diese Überfahrt erstaunlicherweise ganz in Ordnung. Wir haben auch schon deutlich gemütlichere Segeltage gehabt, es könnte aber auch bei weitem schlimmer sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir jetzt 4 Tage am Wind segeln müssen.

Wie immer sind wir froh, als am im Morgengrauen des vierten Tages ein Dunstschwaden am Horizont abzeichnet unter welchem sicher Land liegen muss. Als uns die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht kitzeln, sehen wir die ersten mit Regenwald bewachsenen Hügel im Dunst, der auch die nächsten zwei Wochen die Küste von Panama verhüllen wird. Inmitten des Regenwalds, in der Linton Bay, verzurren wir unsere Jollity in einer Marina und geniessen erst mal ein gutes Frühstück. Hier in Panama ist es auch jetzt in der Trockenzeit sehr feucht und warm. An manchen Tagen regnet fast stündlich und unsere neue Hauptbeschäftigung ist das auf und zu machen der Fenster. Einklarieren in Panama ist etwas komplizierter als anfangs gedacht. Für den Stempel in unserem Pass müssen wir mit dem Taxi von der Marina ins nahe gelegene Dorf Portobello fahren und das Cruising Permit müssen wir sogar über einen Agenten organisieren lassen, denn Dieses kann nur in Panama City (und eventuell Colon, das weiss hier niemand so genau) ausgestellt werden, es dauert 5-10 Tage und kostet 185$. Ob und wofür wir das Cruising Permit überhaupt brauchen wissen wir eigentlich nicht. Wir wollen jedoch den Versuch nicht wagen, den Kanal ohne zu durchqueren, und im schlimmsten Fall abgewiesen zu werden. Was uns hier in Panama noch alles erwartet und wie viele Fische wir mit Kira und Lorenz aus dem Wasser ziehen, werden wir euch gerne im nächsten Blogeintrag verraten.


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