Obwohl die Sonne hier besonders früh aufgeht, klingelt der Wecker heute noch bei Dunkelheit. Nach einer Woche in Papeete, der Hauptstadt von Französisch Polynesien, welche wir hauptsächlich mit Putzen und Waschen verbracht haben (einen Tagesausflug mit dem Scooter ausgenommen), erwarten wir heute wieder Besuch. Vera wird heute um 6 Uhr morgens landen und wir wollen sie vor dem Hafen aufgabeln, damit sie das Schiff findet. Verschlafen schalte ich mein Handy ein, um die Ankunftszeiten am Flughafen zu checken… Vor 45 Minuten gelandet. Das ist doch fast eine Stunde früher als geplant. Ich schaue noch einmal genau hin. Gleich darunter ist ein zweiter Flug von Paris mit unbestimmter Verspätung. Doch die Flugnummer bringt Klarheit, Vera ist bereits gelandet. An einem kleinen Flughafen kann alles sehr schnell gehen und die Taxifahrt ist auch nur 15 Minuten. Somit könnte Vera schon fast da sein. Anstatt uns noch einmal umzudrehen, müssen wir also sofort aufstehen. Tatsächlich dauert es noch etwa 20 Minuten wir Vera am Pier entdecken.
Ein kurzes Kennenlernen mit dem Schiff und schon geht es los in Richtung Moorea, der Nachbarinsel von Tahiti. Die See ist flach, der Wind eher bescheiden. Trotzdem ein guter Anfang für Vera, welche gerade von einem 30-stündigen Flug mit dreimal Frühstücken kommt. Zum Ankern ist es eng in Moorea, zu viele andere Schiffe drängen sich auf zu engen Ankergrund, doch wir finden am Ende ein gutes Plätzchen, an dem wir in Ruhe schlafen können. Der nächste Tag fängt mit herrlichem Wetter an und so entschliessen wir uns zu einer Wanderung, welche uns mit interessanten Einblicken in die lokale Früchteproduktion und herrlichen Ausblicken über die türkisfarbenen Buchten belohnt. Ab dem Mittag sammeln sich jedoch immer mehr Wolken an den steilen Gipfeln der Insel und gegen Abend setzt dann auch regelmässig Regen ein. Der nächste Morgen bringt keine Besserung. Der Wind hat auf Süd gedreht und uns fliegt der Regen nur so um die Ohren. Das ist nun wirklich kein nettes Willkommen für Vera.
Am übernächsten Tag stehen wir schon wieder früh auf. Dieses Mal wollen wir etwas mehr als 70 Seemeilen segeln und unbedingt noch bei Tageslicht ankommen, um die enge Passage zwischen den Riffen, welche die Einfahrt nach Huahine bilden, sehen zu können. Sobald wir die Windabdeckung von Huahine hinter uns haben, kommen wir so richtig in Fahrt, mit 7.5 bis 8 knoten rauschen wir durch die Wellen auf unser Ziel zu. So kommen wir früh genug, jedoch mit flauem Magen in Huahine an, können gemütlich Ankern und haben dann perfekt Zeit den Sonnenuntergang über dem vorgelagerten Riff zu bestaunen. Jetzt meint es das Wetter doch wieder gut mit uns.
Huahine hat herrlich klares Wasser, farbige Korallenriffe und wunderschöne Strände, an denen wir stundenlang verweilen und Baden können. Und auch hier versuchen wir unser Glück beim Wandern. Durch dichtes Farn kämpfen wir uns eine Ewigkeit über einen Hügelkamm hoch, nur um nachher wieder umdrehen zu müssen, weil wir keinen anderen Abstieg gefunden haben. Eine tolle Aussicht über die Bucht, in welcher unser Schiff liegt, können wir trotzdem noch bestaunen.
Nach einem diesmal bedeutend kürzerer Segeltag erreichen wir schon am Mittag die Insel Raiatea. Dort angekommen, können wir der Geschichte nachgehen und besuchen eine Gedenkstätte in Taputapuatea. Noch kurz einkaufen in der grössten Ortschaft der Insel und schon geht es weiter zu der im selben Riffgürtel gelegen, aber kleineren Insel Taha’a. Eine unbewohnte Insel hat ein praktisches Ankerplätzchen in der Nähe und ermöglicht Schnorcheln mit Stachelrochen und einer Vielzahl von Fischen.
Nach einem Besuch in der lokalen Rumdestillerie haben wir für den nächsten Tag eine botanische Tour mit “Vanilla Tours” gebucht. Noé nimmt uns mit auf eine Reise durch die Pflanzenwelt seiner Heimat und weiss zu fast allem was wächst etwas zu erzählen. So erfahren wir, welche Pflanzen heimisch sind, welche nicht und wie diese eingeschleppt wurden. Wir erfahren aber auch wie jede Vanilleblüte von Hand muss bestäubt werden und dass, wenn einmal eine Vanilleschote gewachsen ist, diese für 9 Monate an der Pflanze bleibt. Danach ist jedoch der Vanillestängel noch nicht bereit für den Verkauf. Dieser wird dann noch über 3 Monate langsam getrocknet. Während dieser Zeit findet, im Inneren der Schote eine Gärung statt, welche erst den typischen Geschmack hervorbringt, welchen wir so sehr lieben. Wenn wir uns all dies vor Augen führen, scheint der Preis plötzlich auch angebracht. Ganz oben auf dem Gipfel von Taha’a bereitet Noé uns dann eine bunte Früchteplatte vor und wir können eine frische Kokosnuss geniessen.
Dann tragen uns der Wind und die Wellen endlich auf das viel gerühmte Bora Bora. Schon von weitem sehen wir den ikonischen Berg mit seinen steilen Klippen aus dem Meer ragen. Diesen zu besteigen, ist dann auch unser erklärtes Ziel. Ein steiler Aufstieg, oft müssen wir die Hände zu Hilfe nehmen, um uns an Wurzeln oder Seilen festzuhalten, führt zum Gipfel, welcher mehr als 600 Meter über dem Meer liegt. Verschwitzt und schmutzig erreichen wir den Gipfel und werden mit der vermutlich besten Aussicht unseres Lebens belohnt. Unser Blick schweift über die blauen Lagunen und über die Jollity welche als winziger Punkt dort unten zu erkennen ist. Wir sehen auch die Riffe in welchen wir am Tag zuvor mit Schwarzspitzen-Riffhaien und Stachelrochen geschnorchelt sind und das tiefere Wasser in welchem wir eine Schule von gut 20 Adlerrochen gefunden haben. Leider ist für Vera die Zeit um und das Datum auf ihrem Flugticket stimmt mit dem im Kalender überein. Schweren Herzens verabschiedet sie sich von uns, um zurück in die zum Glück auch schön warme Schweiz zu fliegen. Wir segeln früh am nächsten Morgen weiter nach Maupiti, doch darüber erzählen wir euch im nächsten Blogeintrag mehr.
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