Am dritten Morgen auf hoher See, die Schwärze der Nacht weicht gerade dem dunklen Blau der frühen Morgendämmerung, erscheint am Horizont vor uns eine Insel. Eine Insel mit dem wohlklingenden Namen “Aitutaki”. Aitutaki ist eine kleine Insel, den Cook Inseln zugehörig, weit entfernt in den unendlichen Weiten des Pazifischen Ozeans. Mit einer Breite von 2 km und einer Länge von 7 km kann man sie kaum als gross bezeichnen. Was die Insel jedoch speziell macht, ist die riesige Lagune, von welcher sie umgeben ist. Eine Lagune, welche von der lokalen Tourismusbehörde gerne mit Superlativen wie schönste, grösste und beste umschrieben wird. Der Gründer von Lonely Planet hat Aitutaki sogar zur schönsten Insel der Welt erkoren. Im Gegensatz zu den Lagunen von Französisch Polynesien ist Aitutaki viel weniger tief, in grossen Bereichen ist es sogar schwierig, mit einem kleinen Schiff zu navigieren, weil die Wassertiefe oft weniger als einen Meter ist.
Für uns ganz speziell ist auch die Einfahrt in den viel zu kleinen Hafen. Das Riff, welches die Lagune umgibt, hat nämlich keine natürliche Passage. Weil die Insel im Zweiten Weltkrieg von den USA als Militärbasis benutzt wurde, haben diese damals jedoch kurzerhand ein Loch gemacht. Mit einer gehörigen Portion Sprengstoff und einem lauten Wumms wurde ein Loch in das Riff gesprengt, wo vorher kein durchkommen war. Dieses Hindernis haben also die Amis für uns beseitigt. Das zweite Problem ist die untiefe Lagune. Ein Kanal führt vom Loch im Riff bis hinein in den Hafen. Laut unseren Informationen soll es jedoch schwierig sein mit der Tiefe. Schon zum voraus hatten wir Kontakt zu anderen Seglern, die in Aitutaki sind oder waren und haben damit versucht herauszufinden, ob es für uns überhaupt möglich ist, in den Hafen zu kommen. Wie sich herausstellt, wird aktuell gerade mit Baggern der Hafen und die Einfahrt neu ausgebaggert. Und genau das ist unser Glück.
Die sehr enge Durchfahrt durch das Riff begrüsst uns mit einer starken Strömung, und noch immer haben wir keine Ahnung, ob die Einfahrt und der Hafen tief genug ist für uns und ob wir überhaupt Platz zum Manövrieren haben. Beim dritten Versuch die Hafenaufsicht von Aitutaki anzufunken erhalten wir endlich Antwort. Doch nicht von der Hafenaufsicht, sondern von einem anderen Segelboot. Craig von Russula klärt uns darüber auf, dass niemand uns antworten wird, hilft uns jedoch einige unserer Fragen zu beantworten. Ganz optimistisch meint er, es hätte schon irgendwie Platz für uns, jedoch würde er wohl noch etwas warten, bis die Strömung abnimmt.
Warten wollten wir nicht und auch sehen wir kein Risiko es zu versuchen gegen die Strömung hereinzufahren. Tatsächlich kämpfen wir uns wenig später mit Vollgas und knapp einem knoten Fahrt gegen die auslaufenden Wassermassen. Dank Marvin und seinen guten Motorbootstunden nehmen wir das alles aber sehr gelassen und bald schon beschleunigen wir auch wieder etwas. Die erste Hürde ist genommen. Jetzt gilt es sehr vorsichtig den gebaggerten Kanal entlangzufahren. Tatsächlich stellt sich die ganze Fahrt bis kurz vor dem Hafen als problemlos heraus, dieser ist nämlich überall mindestens 4 m tief. Erst ganz zum Ende hinsehen wir plötzlich Tiefenmessungen von 2.5 m, dann 2.4 m. Danach wird es wieder tiefer. Craig hat etwas übertrieben als er meinte, es hätte schon noch Platz. Nach einigem hin und her kurven, vermessen des halben Hafens mit dem Dinghy und zwei vergeblichen Ankerversuchen stehen wir jetzt wenige Meter von Russula entfernt, das Land ist keine drei Meter von unserem Heck entfernt, aber der Anker scheint gut zu halten.
Aitutaki ist ein spezieller Ort. Irgendwie scheinen die Menschen hier jeden morgen von der Sonne mit Glück geküsst zu werden. Überall werden wir mit strahlenden Lachen begrüsst. Nach wenigen Tagen scheint uns die halbe Insel zu kennen. Der Grund ist wohl, dass sich das meiste Leben auf Aitutaki in genau jenem kleinen Hafen abspielt, in welchem wir geankert sind. So grüssen wir jeden Morgen die Ausflugsboote, welche zu den entfernten Motus (winzige Inseln), zum Kitesurfen oder zum Tauchen mit den Walen fahren. Diese drei Aktivitäten scheinen aber auch das komplette touristische Angebot dieser kleinen Insel mitten im Pazifik zu sein. Und so buchen auch wir einen Ausflug zu den Buckelwalen.
Kaum sind wir ausserhalb des Riffes erklärt uns unser Guide, dass jetzt die Zeit ist, um nach Walen Ausschau zu halten. Er schafft jedoch nicht einmal seinen Satz zu Ende, als Leonie schon in die Ferne zeigt und meint, sie hätte sie bereits gesehen. Das ging ja schnell. Sofort fahren wir näher und können so aus nächster Nähe eine Mutter und ihr Kalb beobachten. Noch während wir alle am Fotos machen sind, entdecken wir weiter südlich hohe Wasserfontänen. Da das Verhalten der beiden neben uns anscheinend im Moment gerade nicht ideal ist um mit Ihnen zu schnorcheln, entscheidet unser Kapitän erst mal die andere Gruppe aufzusuchen. Was für ein Spektakel uns sich dort bietet. Dieses Mal scheinen es zwei Erwachsene Wale und ein Kalb zu sein. Immer wieder springen die Wale aus dem Wasser und schlagen mit ihren Flossen auf die Oberfläche. Ein wahnsinniges Schauspiel, wenn man bedenkt, dass jeder dieser Wale 30 Tonnen schwer ist. In einigem Abstand folgen wir der Familie und beobachten sie beim Spielen, um mit ihnen Schwimmen zu gehen, müssen sie sich erst noch etwas beruhigen. Erst nach gut einer halben Stunde wird es ruhiger und wir dürfen endlich ins Wasser springen. Vorher werden uns jedoch noch einmal die Verhaltensregeln eingebläut. Nicht näher als 15 m an die Wale heranschwimmen, immer versuchen auszuweichen und auf jeden Fall versuchen seitlich oder hinter den Tieren zu bleiben. Unser Guide springt mit uns ins Wasser, um darauf zu achten, dass wir uns auch schön brav an alle Regeln halten. Unsere Veranstalter macht das genau richtig. Leider scheinen das hier in Aitutaki nicht alle Tauchschulen allzu ernst zu nehmen. So müssen wir beobachten, wie ein anderes Boot direkt vor die Wale hinfährt, die Touristen ohne Begleitung ins Wasser steigen lässt und prompt schwimmen diese auch sofort auf die Wale zu und berühren diese sogar.
Abgesehen davon ist es jedoch schwer, Worte zu finden, um diese Tiere zu beschreiben. Majestätisch würde wohl am besten passen. Eine unglaubliche Ruhe ausstrahlend und trotzdem unglaublich flink und kraftvoll bewegen sie sich durch das kristallklare Wasser. Während die beiden Erwachsenen Wale von uns unbeeindruckt bleiben, scheint sich das junge Kalb doch sehr stark für uns zu interessieren. Kaum sind wir im Wasser, schwimmt es direkt auf uns zu. Wie die verrückten versuchen wir seitlich weg zu Paddeln, um ihm Platz zu machen und trotzdem hätte ich es, hätte ich nur den Arm ausgestreckt vermutlich berühren können. Eine Begegnung, die wir so bald nicht mehr vergessen werden.
Der Hauptgrund, wieso wir überhaupt nach Aitutaki gekommen sind, ist jedoch das Kitesurfen! Denn Aitutaki hat einer der vermutlich besten Kitespots der Welt. Leider scheint uns der Wind wieder etwas im Stich zu lassen. Trotzdem schaffen wir es an zwei wunderbaren Tagen bei Leichtwind zu Kiten. Einfach Traumhaft! Nach zwei Wochen zieht es uns jedoch langsam weiter, und so treffen wir kurzerhand die schlechteste Entscheidung, seit wir losgesegelt sind. Doch dazu erzählen wir euch in einem nächsten Blogeintrag mehr.
1 Comment
Lukas · October 17, 2023 at 7:12 pm
Dr absolut Wahnsinn! Freue mi über di tolle Bilder vor Begägnig mit denä wundervolle Tier und dass dir das heit chönne erläbä!