Mit unserem ersten «Despacho» legen wir am Nachmittag in der Marina ab und fahren entlang der Küste weiter in eine Bucht hinein. Ein Despacho wird immer dann benötigt wenn man mit einem Schiff in der Dominikanischen Republik herumfahren will. Das Despacho ist die Erlaubnis von Punkt A zu Punkt B zu fahren. Dabei muss genau angegeben werden, wann der Hafen an Punkt A verlassen und der Hafen an Punkt B erreicht wird. Grundsätzlich muss dann auf direktem Weg gereist werden. Mögliche Anlaufpunkte sind jedoch nur Häfen in welchen die «Armada» ein Büro hat. Die Pläne von uns Seglern sehen jedoch meistens anders aus, wollen wir doch in einsamen und naturbelassenen Buchten Ankern und unsere Tage an den schönsten Plätzen verbringen. Auch wenn das so nicht vorgesehen ist, kann die Lokale Armada wenn nett mit Ihnen verhandelt wird das meiste möglich machen. So kann auch von Punkt A, einige Tage später, wieder nach Punkt A zurück gefahren werden. Wenn man dazwischen irgendwo Ankern will wird dies einfach in einer Ecke des Formulars notiert und vom «Comandante» unterschrieben.

Wir sind auf der Suche nach einer geeigneten Ankerbucht. Unser Despacho sagt, dass wir uns frei innerhalb der riesigen Bucht bewegen können. Schon nach weniger Meilen finden wir eine Traumhafte Bucht welche durch eine kleine Landzungen geschützt wird. Unser Anker fällt auf 4m tiefe und hält auf Anhieb im schlammigen Boden. In der Bucht von Samana ist das Wasser nicht mehr klar wie wir es von St. Vincent kennen. Man sieht kaum noch die eigenen Füsse beim Baden. Dafür ist die Umgebung umwerfend. Die Bucht ist abwechselnd gesäumt von Kokospalmen und Mangrovenwäldern. In der Nähe von unserem Schiff sind Pelikane auf der Jagt und stürzen sich ein über das andere Mal mit dem Kopf voran in das Wasser. Ein Schauspiel das man stundenlang Beobachten kann.

Es wird Abend und die Sonne versinkt, das Wasser in spektakuläre Farben tauchend, im Meer. Bald wird es sehr dunkel und wir sind alleine unter den ewigen Weiten des Sternenhimmels. Die Einsamkeit währt jedoch nicht lange. Wir sitzen gerade gemütlich bei Knöpfli mit Brantwürsten an Zwiebelsauce und geniessen ein Glas Rotwein, als wir das Geräusch eines Aussenborders hören. Ein Blick nach draussen bestätigt, da kommt ein Fischerboot auf uns zu. Als sie näher kommen sehen wir, dass zwei Personen auf dem Schiff sind. Einer sitzt hinten im Schiff und steuert, der andere steht, gekleidet in Jeans und einer verrissenen Militärjacke, sich auf ein Maschinengewehr stützend, vorne im Schiff. Die Aufmachung ist am ehesten zu vergleichen mit dem Bild eines Guerilla Kämpfers aus einem Hollywood Film. Als sie näher kommen werden wir bald in harschem Ton auf Spanisch bequatscht. Leider ist unser Spanisch noch schlechter als ihre Fahrkünste. Denn wir verstehen überhaupt gar nichts und sie fahren mit Schwung in unsere neue Windpilot Anlage. Die Windpilot ist zum Glück robust gebaut und es verbiegt sich nur ein Teil ganz leicht. Im Gegensatz dazu sprechen die beiden Herren kein Wort Englisch und unser Spanisch ist wirklich unterirdisch. Es folgen einige angespannte Minuten. Irgendwann schnappen wir die ersten Brocken auf und können erraten, dass sie uns fragen wie viele Personen wir sind und ob wir Schusswaffen an Bord haben. Auch wenn die beiden bis jetzt noch keine Anstalt gemacht haben an Bord zu kommen, so ganz sympathisch ist die Situation definitiv nicht. Als wir Ihnen das «Despacho», also die Fahrbewilligung für zeigen, scheinen sie erst mal wenig damit anfangen zu können und das Formular wechselt einige male die Hand. Erst als Jonathan ihnen mit paar einfachen Wörter erklären kann das der «Comandante» in Santa Barbara de Samana wisse das wir hier sind tut sich langsam etwas. Sofort werden die Telefone gezückt und der Comandate angerufen. Zuerst wird angerufen, danach Sprachnachrichten hin und her geschickt. Und langsam bessert sich die Laune unserer beiden Gäste von freundlich bis zuletzt sogar erheitert. Nach rund einer halben Stunde ist bei Ihnen dann alles klar und derjenige in Uniform will noch kurz unser Schiff anschauen kommen. Das Maschinengewehr lässt er zum Glück auf ihrem Schiff zurück. Er schaut sich in unserem Schiff um, untersucht einige Winkel, will den Inhalt unseres Kleiderschranks sehen, ist aber nach 3 Minuten fertig und geht wieder von Bord. Danach ruft er nochmal den Comandate an und dann hören wir wie der Aussenborder wieder anspringt. Eine halbe Stunde später hören wir in der Nähe von unserem Schiff stimmen und als wir nachschauen gehen sehen wir dass die beiden keine hundert Meter von uns geankert haben. Später am Abend verstummen die Stimmen und ihr Boot liegt dunkel da. Die ganze Nacht liegen sie direkt neben uns und erst als wir am Morgen aufstehen ist das Boot verschwunden. Wieso sie die ganze Nacht neben uns geankert haben, haben wir nie mit Sicherheit erfahren. Es scheint jedoch, dass der «Armada» die Sicherheit der Segler in der Region sehr wichtig ist. Deshalb schliessen wir nicht aus, dass sie den Auftrag erhalten haben auf uns aufzupassen.

Am nächsten Tag geht es dann auf nach Santa Barbara de Samana, der einzigen grösseren Ortschaft in der Bucht und auch der einzige Ort, an welchem wir ein neues Despacho bekommen können.

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