Wir setzen Segel in Richtung Süden wo wir bei Compass Cay in Höhlen schnorcheln wollen und in irgendwelchen Bubble Pools baden. Bei perfekten Segelbedingungen, fast keine Wellen, 12kn Wind, rund 45° gefühlte Windrichtung, geniessen wir einen sagenhaften Segeltag. Das Wasser ist so klar und zusammen mit dem Schatten, welcher unser Segel auf den Meeresboden unter uns wirft, fühlt es sich fast an als würden wir fliegen. Kurz vor dem Ziel dann ist aufkreuzen zwischen zwei Riffen angesagt. Da die beste Perspektive auf diese Szene diejenige der Möwen weit über uns ist, starten wir unseren eigenen Vogel. Mit der Drohne gelingen mal wieder spektakuläre Aufnahmen, welche wir glücklicherweise mit euch Lesern teilen können.

Irgendwann wird der Wind dann immer schwächer und der Gegenstrom immer stärker. Die Wendewinkel werden langsam kleiner und kleiner. Es wird Zeit die Segel zu bergen und die letzten drei Meilen mit dem Motor zu fahren. Dank der Reinigungsarbeit vor einigen Tagen kommen wir so ja jetzt auch wieder vorwärts. Schon von weitem sehen wir, dass an unserem angepeilten Ankerplatzt bereits 4 Schiffe stehen. Und als wir ein wenig näher kommen glauben wir zwei davon als “Flora” und “Easy-One” wiederzuerkennen. Zwei deutsche Schiffe welche wir vor fast zwei Monaten in Samana schon einmal gesehen haben. Die Vermutung bestätigt sich bald darauf beim näher kommen. Und beim Einfahren in den Ankerplatz sehen wir, dass auch die anderen beiden Boote eine deutsche Flagge führen. Willkommen im deutschen Dorf denken wir uns nur und lassen unseren Anker mitten drin auf den sandigen Grund fallen. Die beiden anderen deutschen Boote sind die “Caroline” und die “Thula”. Aufgepasst, “Thula” ist nicht mit unseren anderen deutschen Freunden von “Tula” zu verwechseln. Kaum eine halbe Stunde nach dem wir angekommen sind, hören wir wieder eine Ankerkette. Direkt neben uns ist soeben “Doejong”, eine junge holländische Familie welche wir auch aus der Dominikanischen Republik kennen, mit ihrem Ankermanöver beschäftigt.

So trifft man sich also wieder. Der Abend verbringen wir am Strand. Mit kühlem Getränk bei einer Runde Kubb (Wikingerschach) geniessen wir den Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen haben wir alle zusammen abgemacht bei den Bubble-Pools, auf der den Wellen ausgesetzten Seite von Compass Cay, baden zu gehen. Die Bubble Pools selber waren, wegen den relativ ruhigen Bedingungen, zwar kein grosses Spektakel, aber trotzdem ganz witzig. Die Idee ist, dass bei Flut die Wellen über einen niederen Sattel in einen ansonsten von Felsen geschützten Pool gespült werden, und dort, ähnlich wie bei einem Whirlpool blasen zu machen. Ab und zu schafft es tatsächlich eine anständige Welle über den schmalen Sattel und beglückt uns mit Sprudel wie im heimischen Thermalbad. Aber halt nur ab und zu. Der Ausflug war trotz allem ein voller Erfolg. Denn neben dem Badeplausch haben wir auch noch eine kleine Wanderung über die Klippen unternommen.

Später am selben Tag, nämlich bei Ebbe, sind wir dann mit dem Dinghy zu den Höhlen gefahren. Vielleicht muss ich hier zur Enttäuschung der einen und zur Beruhigung der anderen erwähnen, dass es sich dabei mehr um Grotten, als um richtige Höhlen handelt. Die zwei Grotten sind beide ohne zu Tauchen zu erreichen. Die nördliche der Beiden ist auch bei Ebbe geflutet und man kann, nach einem niederen Eingang, in einer grossen offenen Höhle baden. Durch ein Loch in der Decke fällt Licht ein und es hat Stalaktiten und Stalagmiten. Unter der Wasseroberfläche gibt es jedoch, ausser blanker Stein nichts zu sehen. Ganz anders ausserhalb der Höhlen, wo der Boden mit Korallen gesprenkelt ist und hunderte von Fischen ihren lustigen Unterwassertanz aufführen. Nur grosse Jäger sehen wir hier überhaupt keine. Die südliche der beiden Höhlen ist, nachdem man durch den Eingang geschwommen ist, bei Ebbe ein trockenes flaches Steinplateau. Durch ein kleines Loch in der Decke fällt ein schmaler Strahl Sonnenlicht genau in die Mitte dieses Plateaus. Wenn das nicht der perfekte Ort für einen Schatz ist! Leider finden wir auch nach längerer Suche keinen. Und so geht auch dieser ereignisreiche Tag zu Ende. Doch nicht ohne, dass wir vorher noch zu einer Spielrunde mit Wizards bei „Doejong“ vorbeischauen.

Wer jetzt denkt, wir hätten in den letzten Tagen oft genug geschnorchelt, der soll eines Besseren belehrt werden. Bei weitem nicht! Am nächsten Tag fahren wir, nach einem sagenhaften Morgenspaziergang weiter zum sogenannten „Aquarium“, ein Riff welches so viele Fische haben soll wie ein Aquarium im Zoo. Und tatsächlich tummeln sich dort unglaublich viele Fische. Der Hauptgrund scheint aber wohl zu sein, dass die grossen Charterschiffe, welche hier in den Exumas überall unterwegs sind, die Fische an diesem Ort füttern. Egal. Schön anzuschauen sind die Fische auf jeden Fall. Auch das nahegelegene Flugzeugwrack ist mal wieder super spannend. Hinter der nächsten Insel hat es sehr schöne Sandbänke welche bei Ebbe freigelegt werden und das ganze Gebiet zu einem traumhaft schönen SUP-Revier machen. Auf einen anstrengenden Tag folgt eine Party auf „Flora“, dann gleich noch ein aufregender Tag und dann fahren wir weiter nach Warderick Wells.

In Warderick Wells nehmen wir uns eine Mooring Boie, denn Ankern ist nah am Land nicht erlaubt. Unser Problem ist, dass nah am Land auch das Wasser nicht mehr sehr tief ist. Genau berechnet ergibt sich, dass es bei Ebbe wohl noch 2,6 Meter sein sollte. Wir fahren bei Flut ein und passieren in der Einfahrt stellen von nur gut 2,4 Meter. Rausfahren können wir also bei Ebbe auf gar keinen Fall wieder. Bei den Boien selber finden wir dann tatsächlich einen Platz welcher die notwendigen 2,8 Meter Tiefe hat um uns auch bei Ebbe noch 10 cm (so etwa eine Handbreite) Wasser unter dem Kiel übrig zu lassen. Ein Tauchgang bei Ebbe bestätigt: Es reicht gerade so. Warderick Wells selber ist wunderschön zum Wandern. Über die ganze Insel verlaufen gut gepflegte Wanderwege welche durch die total unterschiedlichen Regionen der Inseln führen. Es ist mal wieder gut auf Wanderwegen gehen zu können und nicht nur am Strand oder sich durchs Gebüsch kämpfen zu müssen.

Und dann sehen die Windprognosen mal wieder vielversprechend aus. Und da wir schon länger nicht mehr zum Kitesurfen gekommen sind, zieht und kribbelt es natürlich im ganzen Körper. Wie bereits im letzten Blogeintrag beschrieben, sieht Shroud Cay sehr vielversprechend aus. Und da Shroud Cay sowiso der nächste Ankerplatz auf unserem Weg ist fahren wir direkt da hin. Die nächsten 4 Tage verbringen wir mit Kitesurfen. Eigentlich wollten wir mit dem Dinghy an den nahegelegenen Strand fahren, das Wasser wird jedoch schon 500 Meter vor dem Strand so seicht, dass ein Weiterkommen mit dem Dinghy nicht mehr möglich ist. So ankern wir gefühlt mitten in einer riesigen Flachwasserlandschaft und pumpen die Kites vom Dinghy aus auf. Vor allem beim Einpacken wird zwar alles tropfnass, aber es bleibt dafür sandfrei. So können wir uns, auf einem 3 Quadratkilometer grossen steh tiefen Flachwasserspielplatz, den wir für uns alleine haben, vier Tage lang austoben bis der Muskelkater uns in die Knie zwingt.

Die deutschen Schiffe ankern alle um uns herum und schon bald kommen mit „SY Moana“ und „SY Ronja“ noch zwei weitere Schiffe mit deutscher Besatzung. Nun fühlen wir uns wirklich als wären wir mitten in ein deutsches Dorf hineingefahren. Die Abende verbringen wir gerne am Strand bei einem „Sundowner“. Das bedeutet das wir auch gerne mal, bewaffnet mit Gitarre und Singbuch, bis tief in die Nacht am Strand sitzen und die Zeit geniessen. Irgendwann wollen wir aber auch weiter. Und so kommt der Tag, an dem wir uns von allen verabschieden. Einige sehen wir wohl in den USA wieder, andere nicht. Thula und Doejong werden in den nächsten Wochen die grosse fahrt zurück über den Atlantik mit dem Ziel Azoren antreten. Caroline wird in Fort Lauderdale auf ein Frachtschiff verladen und nach Mallorca gebracht werden. Flora und Easy-One werden in die Chesapeake Bay hoch segeln, wo wir sie vermutlich spätestens im Herbst wieder antreffen werden. Nach einem letzten schönen Sundowner setzten wir früh am morgen unsere Segel und fahren zurück nach Nassau um unsere Lebensmittelvorräte aufzustocken bevor wir weiter zu den Berry Islands segeln.


2 Comments

Lile Bürki · June 30, 2021 at 8:53 pm

Was Ihr macht und erlebt ist so phänomenal, das wollte ich Euch schon lange schreiben. Die Fotos und Filme spektakulär! Und das alles aus einem Schiff, nicht etwa aus einem Studio. Gratuliere! Weiterhin viel Freude und “Rückenwind”!
Herzlich
Lile

    SY Jollity · June 30, 2021 at 9:45 pm

    Vielen vielen Dank! Wir geniessen es wirklich sehr und Rückenwind hatten wir bis jetzt wirklich viel. Also auch im übertragenen Sinne.
    Ganz liebe Grüsse von der Jollity!

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