Rhode Island liegt in unserem Kielwasser, der Wind füllt unsere Segel. Bei einer schwachen Briese machen wir 3-4 knoten Fahrt Richtung Osten. Leider soll der Wind nicht lange anhalten und uns somit nicht bis hoch nach Maine bringen. Südlich von Cape Cod liegen jedoch noch zwei Juwelen, die darauf warten von uns erkundet zu werden. Und weil der Wind am Mittag noch leicht anzieht und wir zeitlich perfekt mit der Strömung segeln, fahren wir gleich die 70 Seemeilen bis nach Nantucket Island durch. Als wir dort ankommen sind wir erst einmal leicht überrascht. Die, auf den Seekarten, als Ankerplatz ausgewiesene Zone ist mit Moorings überfüllt. Eine kurze Onlinerecherche überzeugt uns sofort, keine dieser Moorings zu nehmen. Einerseits sind diese im Online Buchungssystem bis mitte September komplett ausgebucht und sie kosten 90 Dollar pro Nacht. Dafür können wir auch Lebensmittel für zwei Wochen kaufen. Hinzu kommt, dass wir bis jetzt nicht besonders gute Erfahrungen mit Moorings gemacht haben. Oft reibt, sobald der Wind gegen die Strömung dreht, die Mooring an unserem Bug was einen unangenehmen Lärm macht da es Nachts genau neben unserem Ohr geschieht. Neben der Ankerzone sind jedoch einige grosse Motorjachten, um die 30 bis 50 Meter lang, geankert. Da müssten auch wir irgendwo einen Platz finden. Und so Ankern wir bald darauf mitten zwischen diesen Millionärsspielplätzen. Das sind wir uns ja von den Bahamas bereits gewohnt.

Am nächsten Morgen hängt ein dicker Nebel über der Insel. Auch das sind wir uns langsam gewöhnt. Die Wetterprognosen sind jedoch herrlich und so machen wir uns auf den Weg, um die Insel zu erkunden. Wir haben uns informiert und herausgefunden, dass ein Bus auf der Insel verkehren soll. Sehr unamerikanisch. Und tatsächlich fährt uns, ganz nach Fahrplan, ein Bus ans östliche Ende der Insel. Da der Chauffeur uns kein Retourgeld geben kann und nur ein Gutschein für die nächste Fahrt lässt er uns vorerst ohne zu bezahlen mitfahren und wir können bei der Ankunft im nahem Restaurant Geld wechseln gehen um zu bezahlen. Von da aus wollen wir bis zurück ins Dorf wandern. Diese Wanderung beginnt in einer kleinen Siedlung mit kleinen Ferienhäusern mit wunderbaren Gärten. Von dort wandern wir entlang einer hohen sandigen Klippe bis zu einem Leuchtturm wie aus einem der Bilderbücher, die wir aus unserer Kindheit kennen. Rot-Weiss gestreift steht er stolz auf seiner Klippe, um all den Seglern dort draussen des Nachts den Weg zu weisen.

Die Wanderung führt uns bald ins Innere der Insel und, erst durch Büsche uns später auch Wälder. Mit vielen Windungen führt der Weg entlang von Teichen, über Moore und dann wieder zurück über einen Hügel. Nach einigen Stunden werden die Bäume immer weniger und das Moos welches den sumpfigen Waldboden bedeckt hat, weicht hohem trockenem Gras. Auf der Tourismuskarte wird die Gegen die “Serengeti” genannt. Und mit ein wenig Vorstellungskraft kann man sich tatsächlich vorstellen irgendwo in Afrika zu sein. Zwischen den offenen Grassteppen stehen frei stehende verknorpelte Bäume auf den Hügelkuppen und auch die Sonne brennt mittlerweile unerbärmlich auf uns herunter. Irgendwann wird der Boden dann immer sandiger und wir gehen nun bei brütender Hitze durch eine Dünenlandschaft. Und irgendwie haben wir den Tag unterschätzt. Denn uns geht jetzt langsam das Wasser aus. Bis zurück ist es aber mindestens noch zwei Stunden. Doch langsam kommen vor uns wieder erste Hausdächer und Gärten in Sicht. Nachdem wir schon an einige Häuser vorbeigegangen waren, und immer wieder geschaut haben, ob eventuell jemand zu Hause sein könnte den wir fragen könnten, ob wir die Flaschen füllen dürften, stoppt neben uns ein Auto, weil wir genau gleichzeitig über seine Einfahrt überqueren. Also packen wir die Chance beim Schopf und fragen gleich nach. Wie sich herausstellt haben wir genau einen Segler gefragt. Wir dürfen natürlich unsere Wasserflaschen füllen und kriegen auch gleich noch einen ganzen Haufen Tipps und Hintergrundwissen zur Insel mit dazu. Auch am nächsten Tag machen wir noch einmal eine kleine Wanderung durch alte Schafweiden und entlang vom Surfstrand, und gehen zum Abschluss noch in der lokalen Inselbrauerei ein Bier trinken.

Für den nächsten Tag haben die Prognosen eigentlich sehr guten Wind angesagt, um ums Cape Cod nach norden zu segeln. Als wir jetzt, am Abend zuvor noch einmal darauf schauen sieht es leider schon nicht mehr allzu gut aus. Vor allem Regen soll es geben und nur noch kurzzeitig, dafür umso heftiger blasen. Eigentlich nicht die Bedingungen wie wir sie uns vorgestellt haben. Wir verbringen den Tag also im inneren unseres Schiffes und erledigen Dinge, die man im inneren Erledigen kann.

Und weil der Wind nicht passen will entscheiden wir uns trotzdem zurückzufahren und anstatt ums Kap zu segeln die Route innen durch, durch den Cape Cod Canal zu nehmen. Dafür müssen wir aber erst einmal wieder zurückfahren. Und weil am nächsten Tag der Wind wieder weniger ist als gehofft geben wir auf halber Strecke auf und fahren noch nach Martha’s Vineyard für eine Nacht wo wir am Abend einen Spaziergang durch Blumenwiesen, Salzmoore und einen Märchenwald mit Bächen, Teichen und von grünem Wasser gesäumten Brücken machen.

Erst danach geht es, immer noch ohne Wind dafür mit besserem Timing für die Strömung weiter. Nachdem wir auf den ersten zehn Meilen doch noch segeln konnten, nehmen wir die Segel runter um durch Woods Hole zu fahren. Die Durchfahrt durch den sehr engen Kanal in Woods Hole ist furchterregend. Die starke Strömung wirbelt das Wasser über dem unebenen Grund umher und die ganze Oberfläche sieht aus als würde sie kochen. Und da müssen wir durch! Wohlbehalten schaffen wir es auf die andere Seite und fahren, leider unter Motor, weiter zum und durch den Cape Cod Canal und nach Plymouth in Massachusetts. Während wir dort einfahren, verschwindet gerade die Sonne am dunstigen Horizont. Und taucht alles in ein wunderbar oranges Licht, welches auf der spiegelglatten Oberfläche des Atlantiks zurückgeworfen wird.

Und langsam wird das Licht vom Leuchtturm auf Gurnet Point sichtbar, welcher sich auf der schmalen Landzunge zwischen der kleinen Siedlung von Wohnhäusern herausstreckt um uns den Weg zu weisen. Hinter dieser felsigen Landzunge ankern wir für die nächsten Tage vor einem langen Sandstrand und warten darauf, dass endlich ein wenig Wind kommen würde, welcher uns weiter in den Norden trägt. Das Warten fällt uns aber erstaunlich leicht, denn der Platz ist wunderschön und das schlechte Wetter welches immer gegen Abend aufzieht, bringt ein immer neues Lichtspektakel mit sich welches jedes Feuerwerk bei weitem Übertrifft.

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